US-Journalist ermordet Beim Gespräch die Kehle durchgeschnitten
Washington - Die US-Regierung und das "Wall Street Journal", für das Pearl als Korrespondent arbeitete, bestätigten am Donnerstag den Tod des Journalisten. Die "Washington Post" berichtet, in dem Video sei zu sehen, wie Pearl mit jemandem spreche - eine Art Interview. Völlig unvermittelt tauche ein nicht zu erkennender Mittäter in der Szene auf und schlitze Pearl die Kehle durch. Die Zeitung beruft sich bei der Beschreibung der Exekution auf pakistanische Behörden. Demzufolge bestehen keine Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um Pearl und nicht um einen Trick seiner Kidnapper handelt.
US-Präsident George W. Bush, der sich zurzeit in Peking aufhält, sprach von einem barbarischen Akt und bekräftigte die amerikanische Entschlossenheit, den Terrorismus auszurotten. Auch das Washingtoner Außenministerium nannte den Mord eine "Schandtat". Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen.
Der 38-Jährige arbeitete an einem Artikel über Terrorismus, als er am 23. Januar in Karatschi verschwand. Er sammelte Hintergrundinformationen über den Fall des so genannten Schuhbomben-Attentäters Richard Reid, der während eines Fluges von Paris nach Miami versucht hatte, Sprengsätze in seinen Turnschuhen zu zünden.
Die Entführer verschickten unmittelbar nach dem Kidnapping noch Fotos von Pearl und forderten die Freilassung mutmaßlicher pakistanischer Terroristen, die in Afghanistan gefangen genommen und dann auf den kubanischen US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay gebracht worden waren. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von Pearl.
Der im Februar in Pakistan festgenommene Muslim-Extremist Scheich Omar, der auch Verbindung zur Terrororganisation al-Qaida von Osama Bin Laden haben soll, gestand, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Nachdem er zunächst erklärt hatte, Pearl sei noch am Leben, sagte er wenig später, er glaube, dass der Journalist tot sei. Danach waren die Hoffnungen auf eine Rettung des Mannes, dessen Ehefrau im siebten Monat schwanger ist, rapide gesunken.
Bush sprach den Hinterbliebenen seine Anteilnahme aus und bekundete vor allem seine Trauer darüber, dass Pearls ungeborenes Kind "seinen Vater nur aus den Erinnerungen anderer kennen wird". Der Präsident bekräftigte, dass die USA weiterhin mit aller Härte gegen den Terrorismus vorgehen würden. Diejenigen, die den "barbarischen Akt" begangen hätten, "haben ihrer eigenen Sache geschadet und die USA in ihrer Entschlossenheit bestärkt, die Welt von den Vertretern des Terrors zu befreien", sagte Bush.
Das "Wall Street Journal" verurteilte den Mord in einer Erklärung ebenfalls als barbarischen Akt und würdigte Pearl als brillanten Journalisten. Man sei untröstlich über den Tod. In einer Erklärung der Pearl-Familie hieß es, man sei bis zum Eintreffen der traurigen Nachricht überzeugt davon gewesen, dass der Journalist heimkehren werde, "denn wir glaubten, dass kein menschliches Wesen fähig sein würde, einer so sanften Seele so etwas anzutun". Das "Wall Street Journal" hat eine Kondolenzadresse im Internet eingerichtet: Unter Pilot@dowjones.com können Beileidsbekundungen an die Freunde und die Familie des Journalisten gesendet werden.