Vermisster Bürger in Iran Weißes Haus bestreitet Spionage-Einsatz von Levinson

Robert Levinson reiste nach Iran und wird seit 2007 vermisst: War er im Auftrag der CIA am Persischen Golf unterwegs? Das Weiße Haus hat entsprechende Medienberichte jetzt dementiert.
Robert Levinson (im Jahr 2011): Keine weiteren Kommentare von den USA

Robert Levinson (im Jahr 2011): Keine weiteren Kommentare von den USA

Foto: AP/ Levinson Family

Washington - Robert Levinson verschwand im Jahr 2007 auf der iranischen Insel Kisch im Persischen Golf. Bislang ist unklar, ob er dort als Privatperson oder im Auftrag des US-Geheimdienstes unterwegs war. Das Weiße Haus hat nun Berichte dementiert, wonach der US-Bürger dort als Spion eingesetzt war. "Bob Levinson war kein Angestellter der US-Regierung, als er im Iran verschleppt wurde", sagte Sprecher Jay Carney am Freitag in Washington.

Da die Ermittlungen seit Levinsons Verschwinden vor sechs Jahren andauerten, werde er zu den Anschuldigungen keinen weiteren Kommentar abgeben. Entsprechende Medienberichte gefährdeten unter Umständen die Sicherheit des Vermissten, sagte Carney. Es sei sehr verantwortungslos gewesen, die Geschichte zu veröffentlichen.

Die Nachrichtenagentur AP hatte am Donnerstag berichtet, dass Levinson das Land nicht - wie offiziell erklärt - als Geschäftsmann bereiste. Stattdessen sei der ehemalige FBI-Agent vor knapp sieben Jahren von der CIA nach Iran geschickt worden, um Informationen über das Atomprogramm und über Korruption zu sammeln. Der Geheimdienst hatte derartige Vermutungen in der Vergangenheit stets bestritten.

Nach der Entführung des damals 59-Jährigen hätten CIA-Mitarbeiter in Kongressanhörungen hinter verschlossenen Türen ausgesagt, dass Levinson nicht für die Agentur gearbeitet habe. E-Mails und andere Dokumente, die nach seinem Verschwinden aufgetaucht seien, hätten jedoch das Gegenteil belegt, so die Medienberichte.

Disziplinarmaßnahmen gegen CIA-Mitarbeiter

Aus den Recherchen geht hervor, dass Levinson von CIA-Mitarbeitern nach Iran geschickt wurde, die dafür gar nicht autorisiert gewesen seien. Infolge interner Ermittlungen seien drei CIA-Mitarbeiter entlassen worden. Gegen sieben weitere habe es Disziplinarmaßnahmen gegeben.

Nach AP-Informationen soll die CIA der Familie des Verschwundenen 2,5 Millionen US-Dollar gezahlt haben, um ein Gerichtsverfahren zu verhindern, in dem die Umstände seiner Mission bekannt geworden wären. Noch immer ist unklar, wer Levinson in seiner Gewalt hat.

AP wusste bereits seit geraumer Zeit von den Verbindungen zwischen Levinson und der CIA, verschob die Veröffentlichung allerdings mehrfach auf Drängen der US-Regierung. Inzwischen gehen jedoch auch die CIA-Analysten davon aus, dass Levinsons Entführer von dessen Kontakten zum US-Geheimdienst wissen. Er sei nicht dafür trainiert, Verhören standzuhalten. Vor seiner Iran-Reise war er im Auftrag der CIA bereits in Panama, der Türkei und Kanada unterwegs.

Das Weiße Haus hatte zuvor sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass AP die Recherchen veröffentlichte, "die nicht dabei weiterhelfen, ihn nach Hause zu bringen". Vergeblich sei die Agentur aufgefordert worden, davon abzusehen, sagte die Sprecherin Caitlin Hayden. Die US-Regierung bemühe sich weiter, Levinson zu finden und zu seiner Familie zurückzubringen.

Im Januar dieses Jahres waren Fotos und eine kurze Videobotschaft von Levinson aufgetaucht, in der er sagt, er werde seit dreieinhalb Jahren festgehalten. US-Ermittler hatten das Video zu einem Internetcafé in Pakistan zurückverfolgen können.

Sollte Levinson noch am Leben sein, wäre er heute 65 Jahre alt.

kha/dpa/Reuters
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