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US-Satellitenfotos: Artillerie und mögliche Massengräber

Foto: HANDOUT/ REUTERS

US-Satellitenfotos Weltraumkameras entdecken mögliche Massengräber in Syrien

Neue US-Satellitenaufnahmen zeigen angeblich in Syrien Massengräber und Artilleriestellungen, die Aufständische beschießen. Bereits vor der Veröffentlichung der Bilder forderte Frankreichs Präsident Hollande den Rücktritt von Diktator Assad. Kremlchef Putin will aber lieber "ausgewogen vorgehen".

Hamburg/Washington - Das US-Außenministerium hat Satellitenfotos veröffentlicht, die Hinweise auf Massengräber und Armee-Angriffe auf Zivilisten in Syrien zeigen sollen. Die Fotos seien am 28. Mai von kommerziellen Satelliten aufgenommen worden, hieß es auf der Internetseite humanrights.gov , die von einer Abteilung des Ministeriums betrieben wird. Der Eintrag stammt von Robert Stephen Ford, dem US-Botschafter in Syrien, der seinen Text wortgleich auch auf Facebook veröffentlichte .

Auf einigen Bildern seien Massengräber in der Nähe der Stadt Hula zu sehen, in der bei einem Massaker in der vorigen Woche mehr als 100 Menschen getötet wurden. Zudem seien Krater von Artilleriegeschossen in der Nähe von Wohngebieten der Stadt Atarib zu erkennen. Auch sei offensichtlich zu sehen, dass Artillerie-Einheiten in die Umgebung dreier Städte und Kampfhubschrauber in die Nähe von Homs und Schairat verlegt worden seien.

Eine Stellungnahme Syriens lag zunächst nicht vor. Das syrische Militär und die Rebellen werfen sich gegenseitig vor, immer wieder die von dem UN-Sondergesandten Kofi Annan ausgehandelte Waffenruhe zu verletzen. Bei dem Massaker in Hula wurden die meisten Opfer aus nächster Nähe erschossen oder mit Messern getötet.

Den UN-Beobachtern zufolge sind vermutlich Soldaten und eine regierungstreue Miliz dafür verantwortlich. Einige Opfer seien durch schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen ums Leben gekommen, über die nur das Militär verfüge. Die meisten anderen seien wohl von Milizionären aus der Gefolgschaft von Präsident Baschar al-Assad umgebracht worden. Die syrische Regierung macht dagegen die Rebellen für das Massaker verantwortlich. Russland vermutet Islamisten dahinter.

Putin stellt westliche Forderungen in Frage

Einen klaren Standpunkt zu den Gräueltaten bezog am Freitag der französische Präsident François Hollande. Er forderte den syrischen Staatschef Baschar al-Assad zum Rücktritt auf. Ohne den Rücktritt Assads werde es "keine Lösung" des Konflikts in Syrien geben können, sagte Hollande am Freitag nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin in Paris. Putin stellte die Wirksamkeit der westlichen Forderungen nach dem Rücktritt Assads und nach verschärften Sanktionen in Frage.

Bei dem Treffen Hollandes und Putins prallten unterschiedliche Positionen aufeinander. Putin bezweifelte, dass die westlichen Interventionen in Libyen und im Irak erfolgreich gewesen seien. "Ist es dort sicherer geworden?", fragte der russische Präsident. Seine Regierung schlage daher vor, "wenigstens in Syrien ausgewogen vorzugehen".

Russland will den Kontakt zu Damaskus aufrechterhalten

Der russische Präsident hatte vor seiner Reise nach Paris seinen Antrittsbesuch in Berlin absolviert. Dort sprach er sich gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine politische Lösung des Syrien-Konflikts aus und warnte zugleich vor einem Bürgerkrieg. Auch Hollande sagte am Abend, dass er sich der "Gefahren eines Bürgerkriegs" bewusst sei.

Putin erteilte in Berlin einem Militäreinsatz in Syrien eine Absage, wie ihn Hollande unter UN-Mandat vor einigen Tagen in Erwägung gezogen hatte. "Man darf nichts mit Gewalt erwirken", sagte Putin. Zugleich betonte er, dass sein Land keine der Konfliktparteien in Syrien unterstütze, den Kontakt zur Führung in Damaskus aber aufrechterhalten wolle.

13.400 Tote

Mutmaßliche Waffenlieferungen Russlands an Damaskus sorgten derweil für Streit zwischen Russland und den USA. Die Tatsache, dass Russland den Waffenhandel trotz der internationalen Bemühungen um Sanktionen aufrechterhalten habe, rufe in Washington "ernsthafte Sorgen" hervor, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in Oslo. "Wir glauben, dass die anhaltende Versorgung mit Waffen aus Russland das Regime von Assad gestärkt hat."

Clinton bezog sich auf eine Aussage Putins, der in Berlin Waffenlieferungen dementiert hatte. "Russland liefert keine Waffen, die in einem Bürgerkrieg zum Einsatz kommen könnten", sagte er. Moskau ist traditioneller mit Damaskus verbündet und blockierte bisher alle Versuche im UN-Sicherheitsrat, entschieden gegen die syrische Führung vorzugehen. Assad lässt seit März 2011 eine Protestbewegung blutig niederschlagen. Dabei wurden bisher mehr als 13.400 Menschen getötet.

mak/Reuters/AFP
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