Neue Studie US-Bürger sehen Deutschland in Führungsrolle

Politiker Obama, Merkel in Berlin: Moderne Gesellschaft, starke Wirtschaft
Foto: Getty Images/ BundesregierungWährend Amerikas Ansehen in Deutschland wegen der NSA-Affäre leidet, stehen die Deutschen und ihr Land bei den US-Bürgern hoch im Kurs. Bei 59 Prozent der Amerikaner hinterlässt Deutschland einen "starken Eindruck" - ein Höchstwert im Zehnjahresvergleich.
Dies hat eine repräsentative, von der deutschen Botschaft in Washington vorgelegte Magid-Umfrage ergeben. Befragt wurden 1517 US-Bürger ab 18 Jahren (Hier finden Sie detaillierte Ergebnisse) .
Die Studie belegt: Zur in den USA ohnehin weit verbreiteten Sympathie für die einstigen Gegner aus zwei Weltkriegen gesellt sich nun auch der Eindruck wachsender wirtschaftlicher und politischer Bedeutung Deutschlands. Auf die Frage nach den wichtigsten internationalen Partnern der USA ergab sich folgendes Ranking, mit Deutschland als führendem nicht-englischsprachigen Land:
- Großbritannien (69 Prozent);
- Kanada (61 Prozent);
- Deutschland (43 Prozent);
- China (42 Prozent);
- Japan (38 Prozent);
- Frankreich (33 Prozent).
Wohl anders als die Deutschen selbst, schreiben ihnen die Amerikaner nicht mehr nur allein eine wirtschaftlich-technologische, sondern auch eine politische Führungsrolle zu:
- 60 Prozent der Befragten nennen Deutschland eine "moderne und nach vorn denkende" Gesellschaft;
- 57 Prozent sagen, das Land sei eine große Wirtschaftsmacht;
- ebenfalls 57 Prozent meinen, die Deutschen spielten eine "wichtige Rolle bei der Uno" und in der internationalen Politik;
- 47 Prozent gehen davon aus, dass Deutschland in der Welt "Demokratie und Frieden fördert";
- innerhalb Europas sei Deutschlands Rolle "stabilisierend" (51 Prozent) und "konstruktiv" (41 Prozent).
Das deutsch-amerikanische Verhältnis beschreiben die US-Bürger etwas negativer als zuvor - was möglicherweise am Eindruck der NSA-Affäre liegt. Schließlich wurden die Zahlen im November erhoben, kurz nachdem die Handy-Überwachung der deutschen Kanzlerin bekannt wurde:
- 42 Prozent der US-Bürger empfinden das deutsch-amerikanische Verhältnis als "gut" (2011: 50 Prozent); 48 Prozent bewerten es als "neutral" und allein zehn Prozent als schlecht.
- Das ist allerdings weit entfernt von den Zeiten, als die Differenzen um den Irak-Krieg die Beziehungen dominierten: Im Jahr 2003 sagten laut Magid nur 17 Prozent der Befragten, das Verhältnis sei "gut".
Die Amerikaner selbst schätzen die Zuneigung der anderen gegenwärtig nicht gar so hoch ein:
- 43 Prozent denken, die Deutschen würden sie und ihr Land mögen; 20 Prozent nehmen das Gegenteil an. Im Jahr 2011 lagen diese Zahlen noch bei 50 Prozent zu 15 Prozent (2009: 42/22; 2008: 43/21).
Tatsächlich ist der Blick der Deutschen auf die USA weitaus kritischer als andersherum. Im ARD-"Deutschlandtrend" von Anfang November 2013 erklärten nur noch 35 Prozent der Deutschen, sie würden den USA vertrauen, 61 Prozent vertraten die gegenteilige Meinung. Auch beim Deutschlandbesuch von US-Außenminister John Kerry an diesem Freitag in Berlin rechnen wohl weder Merkel noch Amtskollege Frank-Walter Steinmeier mit einer formellen Entschuldigung für die Spähaktivitäten. Und das von Deutschland gewünschte No-Spy-Abkommen mit den USA wird es aller Voraussicht nach ebenfalls nicht geben.
Reichlich absurd ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Win-Gallup-Umfrage . Demnach bezeichneten 17 Prozent der Deutschen die USA als "größte Bedrohung für den Weltfrieden" und wiesen dem Land damit den Spitzenplatz zu. Wohlgemerkt vor Iran (16 Prozent), Syrien (14 Prozent) und Nordkorea (sieben Prozent). Am stärksten ausgeprägt ist die Ablehnung bei den Jüngeren: 25 Prozent der 25- bis 34-Jährigen halten Amerika für die größte Bedrohung.