"Wir wollen Trump! Wir wollen Trump!"
Ob diese Trump-Anhänger ihren Appell an die Wahlhelfer oder eher an die Stimmzettel richten, ist unklar. Überall, wo die Stimmauszählung knapp wird, versammelten sich in der Nacht erneut Trump-Fans vor den Wahlzentren, in denen teils noch zehntausende Stimmen der Präsidentschaftswahl ausgezählt werden. Mehrere Gebäude mussten von der Polizei geschützt werden.
Nachdem er sich bereits in der Wahlnacht ohne jede faktische Grundlage zum Sieger erklärt hatte, fachte der Präsident die Wut seiner Anhänger erneut an, indem er - wie bereits mehrfach in der Vergangenheit – von Wahlbetrug sprach.
Donald Trump, US-Präsident
"Wenn man die legalen Stimmen zählt, gewinne ich locker. Wenn man die illegalen Stimmen zählt, können sie versuchen, die Wahl von uns zu stehlen. Wenn man die Stimmen zählt, die zu spät eingegangen sind. Wir sehen uns das ganz genau an. Aber viele Stimmen kamen zu spät."
Das ist reine Stimmungsmache, denn Anzeichen oder Belege dafür, dass es systematischen Wahlbetrug gäbe, kann der US-Präsident nicht vorlegen. Damit treibt Trump die Spaltung und Gereiztheit in der Gesellschaft kurz nach der Wahl allerdings enorm voran.
Auch bekannte Verschwörungstheoretiker werden jetzt im wahrsten Sinne des Wortes laut, wie der rechtsradikale Radiomoderator Alex Jones. Vor dem Wahlzentrum des Bezirks Maricopa in Arizona stachelte er seine Anhänger an und sprach von einem "neuen 1776", dem Jahr der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.
Alex Jones, Verschwörungstheoretiker
"Sie werden sich verstecken! Sie werden bezahlen! Sie werden zerstört werden! Weil Amerika sich erhebt! 1776 ist die Antwort! 1776!”
Im Bundesstaat Pennsylvania vereitelte die Polizei nach eigenen Angaben einen Angriff auf das Wahlzentrum in Philadelphia. Ein Fahrzeug mit bewaffneten Personen habe sich von Virginia aus auf den Weg gemacht habe, um das Convention Center anzugreifen, so die Polizei. Eine Person sei festgenommen worden, das Fahrzeug und eine Waffe seien sichergestellt worden.
Trump versucht unterdessen weiter, mit rechtlichen Mitteln die Auszählung in den Bundesstaaten zu stoppen, in denen er voraussichtlich eher schlechte Chancen hat. In Pennsylvania treibt das Anhänger beider Seiten zu Protesten auf die Straße. Bei Trumps Anhängern verfängt tatsächlich die haltlose Behauptung des Präsidenten, die Wahl werde "gestohlen”.
Pro-Trump-Demonstrantin
"Sie haben die Auszählung der Stimmen gestoppt, weil sie wussten, dass Trump gewinnen würde. Sie haben sie gestoppt und dann haben sie angefangen, ungültige Stimmzettel zu zählen! Und deshalb bin ich heute hier, weil wir nicht akzeptieren werden, was los ist. Absolut nicht. Auch die andere Seite sollte das nicht.”
Für eine gründliche Auszählung aller Stimmen gehen auch vielerorts Pro-Biden-Demonstranten auf die Straße - was nicht immer friedlich verläuft, wie hier in Manhattan, wo die Polizei in der Nacht rund 50 Demonstranten vorübergehend festnahm.
Joe Bidens Chancen, der nächste US-Präsident zu werden, steigen indes Stunde für Stunde – ganz legal.