US-Wahlkampf Clinton gibt am Samstag ihre Niederlage gegen Obama zu

Hillary Clinton hat sich besonnen. Nach den Vorwahlen in Montana und South Dakota wollte die frühere First Lady von einer Niederlage gegen Barack Obama nichts wissen. Doch am nächsten Samstag will sich die Demokratin jetzt offiziell aus dem Rennen um das Weiße Haus zurückziehen.

Washington - Hillary Clinton beendet ihre Wahlkampfkampagne. Die New Yorker Senatorin werde am kommenden Samstag bei einer Veranstaltung in Washington ihren Anhängern danken und ihre Unterstützung für Barack Obama und die Einheit der Partei zum Ausdruck bringen, gab Clintons Wahlkampfteam bekannt. Die frühere First Lady hatte ein Eingeständnis ihrer Niederlage zunächst abgelehnt, obwohl Obama die nötige Zahl an Delegiertenstimmen hinter sich gebracht hatte.

Nachdem US-Medien über einen möglichen Rückzug Clintons bereits am nächsten Freitag berichtet hatten, kündigte ihr Wahlkampfteam die Veranstaltung für Samstag an. Damit solle mehr Anhängern die Anreise ermöglicht werden. Nach Informationen des Fernsehsenders ABC sagte Clinton ihren Mitarbeitern am gestrigen Mittwoch bei einem Besuch in ihrer Wahlkampfzentrale im Washingtoner Vorort Arlington, dass sie ihre Dienste nach dem nächsten Freitag nicht mehr benötige. Die Wahlkämpfer hätten sehr emotional auf die Bestätigung reagiert, dass ihre 16-monatige Arbeit nicht von Erfolg gekrönt war. Einige seien in Tränen ausgebrochen, berichtete ABC.

Obama hatte sich am Dienstagabend nach den letzten Vorwahlen der Demokraten in den Bundesstaaten Montana und South Dakota zum Sieger des Wettstreits mit Clinton erklärt. Er erreichte die Zahl von 2118 Delegierten, die zur Nominierung auf dem Parteitag Ende August nötig sind. Mit dem 46-jährigen Senator wird sich im November erstmals ein Politiker afrikanischer Abstammung als Spitzenkandidat der US-Demokraten um die Präsidentschaft bewerben.

Obama beauftragte ein dreiköpfiges Team, für ihn einen geeigneten Vizekandidaten zu suchen. Dazu gehören die Tochter des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, Caroline Kennedy, und der frühere stellvertretende Justizminister Eric Holder. Dritter Beauftragter ist Jim Johnson, der bereits für den 2004 unterlegenen demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry in dieser Funktion tätig war. Obamas Sprecher Bill Burton erklärte, der Senator werde mit den drei Beratern in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten. Die letzte Entscheidung werde aber bei Obama selbst liegen.

Die Spekulationen über eine mögliche gemeinsame Kandidatur von Obama und Clinton reißen nicht ab. Obama sagte vor Journalisten, er habe am vergangenen Mittwochmorgen ein Gespräch mit der New Yorker Senatorin geführt, das allerdings "nicht detailliert" gewesen sei. Clinton lobte ihren Rivalen auf einem Kongress der pro-israelischen Lobbygruppe AIPAC in Washington ungewöhnlich deutlich: "Senator Obama wird ein guter Freund Israels sein", sagte sie mit Blick auf Obamas Schwäche bei der jüdischen Wählerschaft. Clintons Wahlkampfmanager Terry McAuliffe hatte am Mittwoch im Sender MSNBC gesagt, ein "Ticket" Obama/Clinton wäre im Wahlkampf "nicht aufzuhalten".

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter nannte ein solches Team in einem Interview mit dem britischen "Guardian" dagegen den "schlimmsten Fehler, der gemacht werden kann". Eine derartige Konstellation würde lediglich die negativen Seiten beider Politiker aufaddieren.

Schuldspruch gegen früheren Obama-Partner

Ein Schuldspruch gegen einen früheren Geschäftsfreund Obamas gefährdete derweil das Image des designierten Kandidaten. Ein US-Bundesgericht in Chicago sah es als erwiesen an, dass Antoin "Tony" Rezko Amtsträger bestochen und seine Beziehungen zu Politikern betrügerisch zum eigenen Vorteil ausgenutzt hat. Obama wurde in dem Verfahren kein strafbares Verhalten vorgeworfen, er hatte früher jedoch enge Beziehungen zu dem Geschäftsmann unterhalten. Obamas republikanischer Rivale John McCain nutzte die Entscheidung umgehend als Wahlkampfmunition. "Obama hat eine Freundschaft mit einem nun verurteilten Straftäter unterhalten", erklärte McCains Wahlkampfteam.

als/AFP/Reuters

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