Jemenkrieg USA drängen Saudi-Arabien zu Friedensverhandlungen

Die USA fordern einen zügigen Waffenstillstand und Friedensgespräche für den Jemen. Die Intervention ist ein Affront für Saudi-Arabien - und möglicherweise eine Reaktion auf die Khashoggi-Affäre.
Friedhof mit Kriegstoten in Sanaa

Friedhof mit Kriegstoten in Sanaa

Foto: YAHYA ARHAB/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Seit dreieinhalb Jahren haben die USA keinerlei Anstalten gemacht, zu einem raschen Ende des Jemenkriegs beizutragen. Nun macht Washington plötzlich Druck auf die Konfliktparteien. Noch im November müssten in einem Drittland Verhandlungen unter Schirmherrschaft des Uno-Sondergesandten Martin Griffiths beginnen, forderte US-Außenminister Mike Pompeo.

Die Raketen- und Drohnenangriffe aus den von den jemenitischen Huthi-Rebellen kontrollierten Gebieten auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate müssten aufhören. Zugleich aber machte Pompeo erstmals Druck auf den US-Verbündeten Saudi-Arabien. Die von dem Königreich geführte Militärkoalition müsse ihre Luftangriffe auf alle bevölkerten Gegenden im Jemen stoppen.

Ähnlich äußerte sich US-Verteidigungsminister James Mattis. Es seien sofort Friedensbemühungen nötig und nicht irgendwann in der Zukunft, sagte der Pentagonchef. "Wir wollen alle auf Grundlage eines Waffenstillstandes am Verhandlungstisch sehen." Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate - Teil der von den USA unterstützten Militärkoalition im Jemen-Konflikt - seien dazu bereit.

Schweden will Friedensgespräche ausrichten

Schwedens Außenministerin Margot Wallström erklärte am Mittwoch, dass ihr Land bereit sei, Gastgeber der Friedensverhandlungen zu werden. Die Vereinten Nationen hätten eine entsprechende Anfrage gestellt. Einen konkreten Termin für die Gespräche nannte Wallström nicht.

Bei den Gesprächen soll es um Rahmenvereinbarungen für die jemenitische Zentralbank, den Austausch von Gefangenen und die Wiedereröffnung des Hauptstadtflughafens in Sanaa gehen.

Anfang September waren geplante Friedensgespräche zwischen der jemenitischen Regierung und den Huthi-Rebellen unter Uno-Vermittlung gescheitert, noch bevor sie überhaupt begonnen hatten. Die Vertreter der Huthi-Rebellen begründeten ihr Fernbleiben von einem Treffen in Genf unter anderem damit, dass sie seitens der Uno keine Garantie dafür erhielten, sicher in die von ihnen kontrollierte jemenitische Hauptstadt Sanaa zurückkehren zu können. Der jemenitische Luftraum wird von dem von Saudi-Arabien angeführten Militärbündnis kontrolliert.

Die Vereinten Nationen bezeichnen den Krieg im Jemen als die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart. Rund 14 Millionen Menschen seien akut von Hunger bedroht. In dem Krieg sind nach Uno-Schätzungen mehr als 28.000 Menschen getötet worden. Ein Großteil der Infrastruktur des Landes ist zerstört.

Offen ist bislang, ob die diplomatische Intervention der USA eine Folge der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ist. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wird verdächtigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Er hatte als Verteidigungsminister sein Land im Frühjahr 2015 in den Jemenkrieg geführt.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren