Nach Hackerangriff Clinton wirft russischen Geheimdiensten Partei-Ausspähung vor

Wer steckt hinter dem Hackerangriff auf die US-Demokraten? Russische Geheimdienste, sagt Hillary Clinton. Ihre Deutung: Putin will Trump im Weißen Haus sehen.
Hillary Clinton

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Foto: Andrew Harnik/ AP

Was bisher nur Andeutungen oder Schlussfolgerungen waren, hat die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin nun als Vorwurf gegen Russland formuliert: "Wir wissen, dass russische Geheimdienste die Parteiführung der Demokraten gehackt haben", sagte Hillary Clinton im Interview mit dem Sender Fox News . Die Nachrichtendienste hätten auch dafür gesorgt, dass kürzlich zahlreiche E-Mails hochrangiger Demokraten veröffentlicht wurden.

Diesen Zusammenhang nutzte Clinton dann auch, um gegen ihren republikanischen Kontrahenten Donald Trump zu ätzen: Es sei bekannt, dass dieser "eine sehr beunruhigende Bereitschaft" an den Tag gelegt habe, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu unterstützen.

Clinton wollte nicht so weit gehen, daraus zu schließen, dass Putin einen Sieg Trumps bei der Wahl im November erwirken wolle, sagte sie. Aber es stelle sich aufgrund der Fakten die Frage nach einer russischen Einmischung "in unsere Wahlen, in unsere Demokratie".

Russland weist Clintons Aussagen zurück

Der Kreml nannte Clintons Anschuldigungen absurd, sie seien zudem allgemein formuliert. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskov bezeichnete Clintons Äußerungen emotional.

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hatte kurz vor Beginn des Nominierungsparteitags der Demokraten Tausende E-Mails veröffentlicht. Aus den Nachrichten ging hervor, dass die Parteispitze im Vorwahlkampf Clinton den Vorzug vor dem linken Senator Bernie Sanders gab. Das Gremium soll eigentlich neutral sein.

Die E-Mails schürten die Wut im linken Parteiflügel der Demokraten, der Clinton ohnehin skeptisch sieht. Parteichefin Debbie Wasserman Schultz kündigte als Konsequenz ihren Rücktritt an.

Auch der amtierende Präsident Barack Obama hatte eine Beteiligung Moskaus an dem Hackerangriff nicht ausgeschlossen.

Trump verwirrt mit Aussagen zur Ukraine

Trump bezeichnete die Vorwürfe der Demokraten gegen Russland als "weit hergeholt". In einer Pressekonferenz rief der Populist Russland dann dazu auf, auch "die 30.000 fehlenden E-Mails" aus Clintons Zeit als Außenministerin zu finden - eine Anspielung auf Clintons andere E-Mail-Affäre. Als US-Chefdiplomatin hatte sie teilweise einen privaten Server genutzt. Trump stieß jedoch mit seinem Aufruf an Russland auf breites Unverständnis. Er sagte daraufhin, seine Äußerung sei sarkastisch gemeint gewesen.

Auch Trump hatte am Sonntag ein Interview gegeben: Darin deutete der Republikaner an, er könnte als US-Präsident die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim anerkennen.

"Nach dem, was ich gehört habe, wollen die Leute auf der Krim lieber bei Russland sein", sagte Trump dem Sender ABC. "Wenn unser Land gut mit Russland auskäme, wäre das eine große Sache." Bisher betrachten die US-Regierung und ihre Verbündeten die Krim-Annexion als völkerrechtswidrig und erkennen sie nicht an.

Zur militärischen Intervention Russlands in der Ukraine sagte Trump: "Putin wird nicht in die Ukraine gehen, ja, nur damit Sie das verstehen. Er wird nicht in die Ukraine gehen, okay? Das können Sie so festhalten." Der Moderator reagierte mit dem Einwand: "Aber er ist doch schon dort, oder nicht?" Trump erwiderte daraufhin: "Okay, na gut, er ist auf gewisse Weise dort. Aber ich bin nicht dort."

Das Wahlkampfteam von Trumps demokratischer Gegenkandidatin Hillary Clinton reagierte umgehend auf die Äußerungen. Ihr außenpolitischer Berater Jake Sullivan schrieb in einer Erklärung, der Republikaner beherrsche "nicht einmal das Grundwissen über die Weltlage". Clinton selbst sagte am Sonntag, Trumps Äußerungen zu Russland würfen Fragen der nationalen Sicherheit auf.

vek/heb/Reuters/AFP
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