USA Pentagon-Berater Perle tritt überraschend zurück
Washington - Als Grund für den Schritt gab der als ausgesprochener "Falke" geltende Perle die anhaltende Debatte um seine Beziehungen zum bankrotten Telekommunikationsunternehmen Global Crossing an.
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld würdigte in einer kurzen Erklärung die Verdienste Perles, der unter anderem auch zu den schärfsten Kritikern der deutschen Haltung im Irak-Konflikt zählt. Zuletzt hatte Perle in einem Beitrag für die britische Zeitung "Guardian" die Vereinten Nationen für tot erklärt. Er schrieb unter anderem, dass "Sicherheit durch internationales Recht, garantiert durch internationale Institutionen" eine in "intellektuellen Trümmern" liegende "liberale Eitelkeit" sei. Der 61-Jährige war unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan Pentagon-Abteilungsleiter, wurde wegen seines militärfreundlichen Kurses bald "Prinz der Dunkelheit" genannt - und wurde beim Amtsantritt Rumsfelds Leiter des Defense Policy Boards, eines Beratergremiums im Verteidigungsministerium. Diesen Posten gab er jetzt nach Schlagzeilen über möglichen Interessenkonflikt auf. Er wird aber weiter dem Gremium angehören.
Das Policy Board soll das Pentagon mit unabhängiger Expertise über langfristige strategische Themen versorgen. Unter seinen 30 Mitgliedern befinden sich mehrere amtierende und ehemalige Sicherheitsbeamte und Regierungsmitglieder, wie etwa Ex-CIA-Chef James Woolsey, der ehemalige Vizepräsident Dan Quayle und Ex-Außenminister Henry Kissinger.
In seinem Rücktrittsschreiben gab sich Perle weitgehend uneinsichtig. Er habe sich nichts vorzuwerfen, wolle aber vermeiden, dass die Debatte über seine Geschäftskontakte der Glaubwürdigkeit Donald Rumsfelds und des Gremiums schade. Die Medien hätten sich in den vergangenen Tagen auf ihn eingeschossen, mit täglich neuen kritischen Artikeln
Die vor rund einer Woche ausgebrochene Debatte drehte sich darum, dass Perle neben seiner bisherigen Beratertätigkeit im Pentagon auch als Berater des bankrotten Konzerns Global Crossing arbeitete. Die Firma will 61,5 Prozent ihrer Aktien an ein Joint-Venture zweier asiatischer Firmen aus China und Singapur verkaufen, von denen einer in Washington enge Verbindungen zur Pekinger Regierung nachgesagt werden.
Der Verkauf muss vom Pentagon genehmigt werden. Dessen Komitee für ausländische Investitionen, dem auch Verteidigungsminister Rumsfeld angehört, kann Fusionen verhindern, wenn es der Ansicht ist, dass sie amerikanischen Interessen schaden. Da über das Netz von Global Crossing auch Telefonverkehr der US-Regierung und des Militärs läuft, stand die Regierung einem Verkauf bisher ablehnend gegenüber. Für den Fall eines Zustandekommens des Handels sollen Perle 600.000 Dollar als Belohnung zugesagt worden sein, schrieb die "New York Times".
Perle wies in seinem Rücktrittsschreiben Vorwürfe eines Interessenkonflikts zurück. Die Vorwürfe seien falsch, es sei ihm aber nicht gelungen, sie richtig zu stellen. Trotzdem hat Perle seine Verbindung mit Global Crossing nach eigenen Angaben aufgegeben. Seine Honorare wolle er den Familien im Irak umgekommener US-Soldaten spenden.
Perle soll Freunden gesagt haben, er sei wegen seiner prononcierten Ansichten Ziel einer Medienkampagne geworden. Erst jüngst hatte der bekannte Investigativjournalist Seymour Hersh in einem viel beachteten Artikel im "New Yorker" beschreiben, dass Perle sich mit dem saudischen Waffenhändler Adnan Khaschoggi getroffen hatte, obwohl Perle zuvor stets als Kritiker Saudi-Arabiens aufgetreten war. Ziel Perles könnte es laut "New Yorker" gewesen sein, saudische Investoren für die Risikokapitalfirma Trireme zu finden, die sich auf Militärausrüstung spezialisiert und auch für das Pentagon arbeiten soll. Perle ist hier einer der geschäftsführender Gesellschafter.
In einem CNN-Interview hatte Perle den Journalisten Hersh daraufhin mit einem Terroristen verglichen. Zugleich drohte Perle an, Hersh wegen Verleumdung zu verklagen. Diese Klage ist nach bisherigem Stand aber nicht eingereicht worden.