Neuer Player im US-Wahlkampf Wie Michael Bloomberg Donald Trump besiegen will

Michael Bloomberg will sein Privatvermögen für den Kampf gegen Donald Trump einsetzen
Foto: CHRISTOPHE PETIT TESSON/ DPASo ändern sich die Zeiten: Michael Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, verkündet offiziell seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten - und Amerika nimmt die Neuigkeit nur achselzuckend zur Kenntnis. Na und?
Er wolle Donald Trump besiegen und das Land wiederaufbauen, verkündete Bloomberg in einer Botschaft. "Ich bin ein Problemlöser, kein Schwätzer. Ich bin bereit, zu kämpfen - und zu siegen."
Im Vor-Trump-Zeitalter hätte diese Nachricht vermutlich tagelang die Schlagzeilen und großen Talksendungen beherrscht, heute läuft sie im großen Gesamtrauschen zwischen Impeachment-Streit und Trumps täglichen Twitter-Tiraden irgendwie noch so mit.
Die professionellen Politbeobachter sind sich bereits einig: Bloomberg wird es im Feld der demokratischen Kandidaten schwer haben. Die einen Analysten sagen, er sei mit seinen 77 Jahren zu alt, um die demokratische Basis zu überzeugen. Für die anderen ist er zu wenig links oder schlicht zu reich. Auch über seine Bilanz als Bürgermeister gibt es geteilte Meinungen. "Bloomberg steht bei seiner Kandidatur vor enormen Hindernissen", fasst die "New York Times" die allgemeine Stimmung zusammen.
Und dennoch: Es ist ebenso gut möglich, dass alle vermeintlichen Experten wieder einmal falsch liegen, ganz so wie einst bei Trump, dem bei der Wahl 2016 auch kaum jemand den Erfolg zugetraut hat.
Werbespots für 35 Millionen Dollar
Fest steht: Bloomberg tritt zwar spät in das Rennen um das Weiße Haus ein. Doch wenn jemand die Kraft und die finanziellen Ressourcen hat, um das Feld von hinten aufzurollen, ist es wohl er. Bei einem Gesamtvermögen von märchenhaften 54 Milliarden Dollar steht Bloomberg die größte Wahlkampfkasse in der Geschichte der USA zu Verfügung - er stellt damit nicht nur seine demokratischen Konkurrenten, sondern auch Donald Trump locker in den Schatten.
Geld ist in den USA auch weiterhin einer der wichtigen Faktoren für eine erfolgreiche Präsidentschaftskampagne. Bloomberg kann mit seinen finanziellen Ressourcen problemlos ein ganzes Heer von professionellen Beratern und sonstigen Wahlhelfern anheuern. Bereits jetzt hat er für 35 Millionen Dollar TV-Sendezeit für Wahlwerbung reserviert, außerdem sind 100 Millionen Dollar für Anti-Trump-Anzeigen in den sozialen Netzwerken eingeplant. Das ist wahrscheinlich nur der Anfang. Bloomberg habe kein festes Wahlkampfbudget, macht einer seiner Berater deutlich. Er werde schlicht das ausgeben, "was nötig ist, um Trump zu schlagen".
Zuerst muss Bloomberg aber bei den Vorwahlen die demokratische Basis für sich gewinnen. Sein Ziel ist es, sich den Parteianhängern als der einzige Kandidat zu präsentieren, der wirklich in der Lage wäre, gegen Trump zu bestehen. Er setzt darauf, dass es genug Demokraten gibt, die mit dem bisherigen Kandidatenfeld nicht wirklich zufrieden sind. Bloomberg sei quasi "ein neues Angebot", meinen seine Berater.
Nervosität in der Partei
Tatsächlich macht sich bei den Demokraten gut zwei Monate vor dem Start der ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire eine gewisse Unsicherheit breit. Die große Impeachment-Untersuchung gegen Trump will beim Wahlvolk nicht so richtig zünden, und einige Umfragen signalisieren, dass praktisch alle bisherigen Kandidaten Probleme haben könnten, in wichtigen Schlüsselstaaten bei der Präsidentenwahl gegen den Amtsinhaber zu bestehen. Ex-Vizepräsident Joe Biden wirkt auf viele Wähler offenbar zu fahrig, Pete Buttigieg gilt mit seinen 37 Jahren als zu unerfahren; und die beiden Favoriten der Linken, Elizabeth Warren und Bernie Sanders, könnten mit ihren zum Teil radikalen Reformplänen Amerikaner aus der Mitte des politischen Spektrums abschrecken. Sanders machte am Sonntag deutlich, was er von dem neuen Mitbewerber hält.
So versucht sich Bloomberg als moderater Kompromisskandidat zu empfehlen. Sein inhaltliches Angebot ist eine Art Remix der diversen demokratischen Positionen. In einem ersten Wahlkampfspot wirbt er für einen entschiedenen Kampf für den Klimaschutz und für eine höhere Besteuerung der Reichen; er verspricht ein gerechteres Gesundheitssystem und verweist zugleich auf seine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Bürgermeister. "Ich kann gewinnen und führen", sagt er.
Ob das alles reicht, um die Parteibasis der Demokraten zu überzeugen? Nach Lage der Dinge will Bloomberg offenbar die ersten Vorwahlen mehr oder weniger auslassen und erst zum sogenannten Super Tuesday am 3. März richtig in das Rennen einsteigen. Dann stimmt die Basis in großen Staaten wie Texas und Kalifornien über den Präsidentschaftskandidaten der Partei ab.
Der Hintergedanke bei dieser Strategie ist klar: Bloomberg rechnet offenbar damit, dass sich bis zum Super Tuesday aus dem Bewerberfeld kein klarer Favorit herausschälen wird. Er will deshalb vor allem Kalifornien mit Werbung bombardieren. Gelingt es ihm dann, durch einen Erfolg am Super Tuesday mit einem Schlag den Anschluss an die Spitzengruppe zu erzielen, wäre er automatisch im Rennen - und würde womöglich das berühmte "Momentum" mitnehmen, das es braucht, um auch in anderen Staaten erfolgreich zu sein.
Es ist eine Alles-oder-nichts-Strategie.