Nach Sturm auf Kapitol
Drei US-Abgeordnete positiv auf Corona getestet
Während des Angriffs aufs Kapitol waren die US-Abgeordneten in Schutzräume geflohen. Drei Mitglieder der Demokraten haben sich dabei offenbar mit dem Coronavirus angesteckt. Sie machen republikanische Maskenverweigerer verantwortlich.
US-Kapitol: Abgeordnete verlassen ihre Plätze, während ein wütender Mob das Gebäude stürmt
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Andrew Harnik / dpa
Vor einer Woche hat ein Mob das US-Kapitol gestürmt, viele der im Gebäude anwesenden Parlamentarier flüchteten vor den Angreifern in Schutzräume. Zunächst berichteten am Dienstag zwei Abgeordnete der Demokraten, sie hätten sich dort mutmaßlich mit dem Coronavirus angesteckt. Nun ist noch eine weitere Infektion bestätigt.
Nach Bonnie Watson Coleman und Pramila Jayapal teilte auch Brad Schneider laut der »Washington Post« mit, dass er positiv getestet worden sei. Jayapal hatte zuvor republikanische Parlamentarier für ihre Infektion verantwortlich gemacht. Die Republikaner hätten sich geweigert, im Schutzraum Masken zu tragen.
Sie habe sich testen lassen, nachdem sie am vergangenen Mittwoch stundenlang in einem gesicherten Raum mit Kollegen ausharren musste, von denen viele keinen Atemschutz getragen hätten, berichtete Jayapal auf Twitter.
Schneider sagte ebenfalls, er sei positiv auf das Virus getestet worden, nachdem er »mehrere Stunden an einem sicheren aber engen Ort mit mehreren anderen Kongressmitgliedern« verbracht habe. »Wir können es nicht länger tolerieren, dass Abgeordnete sich im Kongress versammeln, ohne das Mindeste zum Schutz Anderer zu tun«, sagte Schneider.
»Viele Republikaner« hätten sich geweigert, ein Minimum an Vorsicht walten zu lassen und »mitten in einer Pandemie eine verdammte Maske in einem überfüllten Raum« zu tragen, erklärte die 55-jährige Jayapal. Damit hätten sie zusätzlich zu einem »inländischen Terrorangriff« noch für ein »Superspreader-Ereignis« gesorgt. Sie fügte hinzu, einige Republikaner hätten darüber hinaus noch Kollegen und Kongressmitarbeiter »verhöhnt«, als diese ihnen eine Maske anbieten wollten.
Stunden zuvor hatte bereits Watson Colemans Büro mitgeteilt, dass die 75-Jährige unter leichten Covid-19-Symptomen leide und sich zu Hause ausruhe. Die Parlamentarierin nimmt demnach ebenfalls an, sich an ihrem Zufluchtsort innerhalb des Kapitols angesteckt zu haben. Nur wenige Stunden nach dem Sturm auf das Kapitol hatte etwa der republikanische Abgeordnete Jake LaTurner bekannt gegeben, dass er positiv auf das Virus getestet worden war.
Biden nennt Maskenverweigerer »verantwortungslos«
Auch im Internet verbreitete Aufnahmen zeigten, dass mehrere republikanische Parlamentarier es ablehnten, ihnen angebotene Atemschutzmasken anzuziehen, während sie sich in einem Ausschussraum vor den Randalierern verbargen. Der gewählte Präsident Joe Biden, der das Amt am Mittwoch kommender Woche antritt, nannte dieses Verhalten »verantwortungslos«.
Hunderte Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten am vergangenen Mittwoch das Kapitol gestürmt und dort stundenlang für Chaos gesorgt. Sie zerschlugen Fenster, verwüsteten Büros und besetzten Räume. Eine Trump-Anhängerin wurde im Kapitol von der Polizei erschossen, ein Polizist erlag am folgenden Tag seinen Verletzungen. Drei weitere Menschen starben am Rande der Ausschreitungen infolge medizinischer Notfälle.
Mit bislang rund 375.000 Corona-Toten sind die USA das am schwersten von der Pandemie betroffene Land weltweit. Zuletzt kamen jeden Tag rund 3000 weitere Todesfälle hinzu. In ihrer Erklärung warf Jayapal den Masken-Verweigerern im Kongress vor, mit ihrer »egoistischen Blödheit« das Leben anderer gefährdet zu haben. Ihnen sollte künftig ein Platz im Sitzungssaal verweigert werden.