Vakuum-Waffe Russland testet "Vater aller Bomben"
Moskau - Die Bilder sollten unbändige Stärke demonstrieren, das neue Selbstbewusstsein Russlands: Ein gigantischer Feuerball, Gebäude, die in Sekunden zu Staub zerfielen. Der Vize-Stabschef der russischen Streitkräfte, Alexander Rukschin, verglich die Sprengkraft der Vakuum-Bombe mit der einer Atombombe, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Die Vakuum-Bombe, die von Flugzeugen abgeworfen werde, werde die Umwelt nicht wie eine Nuklearwaffe belasten. Sie strahle bei einer Explosion extreme Hitze aus und verbrenne die Umgebung. Das russische Fernsehen zeigte Bilder, auf denen die Bombe ein viergeschossiges Gebäude in Schutt verwandelt. Die Bombe garantiere die nationale Sicherheit und zur gleichen Zeit die Möglichkeit, den internationalen Terrorismus "in jeder Situation und Region" zu bekämpfen, erklärte Ruschkin.
Technologisch neu ist die Vakuum-Bombe nicht. Sie ist eine sogenannte thermobarische Waffe, die bei der Verbrennung den Sauerstoff aus der Atmosphäre nutzt. Zunächst wird durch eine kleine Explosion ein Pulver oder eine Flüssigkeit in Form eines Aerosols freigesetzt, das dann mit einer zweiten Sprengladung entzündet wird. Bei moderneren thermobarischen Waffen erledigt eine einzelne Sprengladung sowohl die Verteilung des Aerosols als auch dessen Entzündung.
Verglichen mit konventionellen Bomben entfachen thermobarische Waffen im Verhältnis zu ihrer Größe eine enorme Druck- und Hitzewelle, weshalb ihre Wirkung oft auch mit kleinen Atombomben verglichen wird, deren Sprengkraft weniger als einer Kilotonne TNT entspricht. Allerdings sind die thermobarischen Bomben in ihrer Wirkung weniger berechenbar als normale Explosivwaffen.
Das russische Verteidigungsministerium wies darauf hin, dass durch die Entwicklung der neuen Waffe kein internationales Abkommen verletzt werde. Auch leite Russland damit keine neue Runde im Wettrüsten ein.
Bislang hatte die US-Armee die stärkste nicht-nukleare Bombe in ihrem Arsenal. Die 2003 im US-Bundesstaat Florida getestete MOAB (Massive Ordnance Air Blast) war als "Mutter aller Bomben" bezeichnet worden. Wie Itar-Tass berichtete, hat die neue russische Waffe noch keine offizielle Bezeichnung. In Anlehnung an ihre US-Kollegen würden die russischen Entwickler aber schon vom "Vater aller Bomben" sprechen.
Der letzte Einsatz thermobarischer Waffen, der internationale Schlagzeilen machte, fand im März 2002 statt, als die US-Luftwaffe in Tunneln versteckte al-Qaida-Kämpfer in Afghanistan bombardierte. Thermobarische Bomben können ihre Opfer durch die starke Verbrennung von Sauerstoff ersticken - weshalb schon die Brandbomben, mit denen die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs Feuerstürme in deutschen Städten ausgelöst haben, als frühe thermobarische Waffen bezeichnet werden können. In ihrer heutigen Form wurden thermobarische Bomben erstmals im Vietnam-Krieg eingesetzt - ebenfalls zur Bekämpfung unterirdischer Anlagen, zum Vernichten von Wäldern und zur Räumung von Minenfeldern.
ler/mbe/dpa/AFP