Vandalismus in Polen Denkmal für jüdische Opfer geschändet

Hakenkreuze und rechte Parolen: Im ostpolnischen Jedwabne ist ein Denkmal für jüdische Opfer beschmiert worden - der Vorfall ist der jüngste einer Reihe von Schändungen in der Region.
Mit Hakenkreuzen beschmiert: das Denkmal für die jüdischen Opfer in Jedwabne

Mit Hakenkreuzen beschmiert: das Denkmal für die jüdischen Opfer in Jedwabne

Foto: Artur Reszko/ AFP

Jedwabne/Warschau - "Ich entschuldige mich nicht für Jedwabne" und "Sie waren leicht brennbar" prangt in großen grünen Buchstaben auf dem Zaun des Denkmals für jüdische Opfer in Jedwabne. Daneben wurde ein Hakenkreuz geschmiert, wie auch auf dem Gedenkstein. Zudem wurden einige Gedenktafeln und hebräische Inschriften übermalt. Eine Polizeistreife hatte die Schändung am Mittwoch entdeckt. Man suche intensiv nach den Tätern, sagte ein Polizeisprecher dem polnischen Fernsehsender TVN24.

Das Denkmal in Ostpolen erinnert an die Opfer vom 10. Juli 1941. Damals hatten 40 polnische Bewohner des Orts, angestachelt durch deutsche Soldaten, mindestens 340 jüdische Nachbarn in eine Scheune getrieben, dort eingesperrt und das Gebäude angezündet. Die meisten der Opfer verbrannten bei lebendigem Leib, andere wurden erschlagen. Nach unterschiedlichen Angaben von Historikern wurden zwischen 340 und 1500 Menschen ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten jahrzehntelang allein die Nazis als Täter.

Erst im Jahr 2000 löste der US-amerikanische Historiker Jan Tomasz Gross mit seinem Buch "Nachbarn" eine hitzige Debatte über die polnische Mitschuld aus. Ein Jahr später entschuldigte sich der damalige Präsident Aleksander Kwasniewski im Namen seiner Landesleute für das Verbrechen. Eine polnische Historikerkommission kam 2003 zu dem Schluss, dass Polen für das Massaker verantwortlich waren, angestiftet von den deutschen Besatzern. Im Juli dieses Jahres bat Präsident Bronislaw Komorowski erneut um Vergebung.

Der Vorfall in Jedwabne ist der jüngste in einer Reihe von Schändungen in Ostpolen: Unbekannte hatten nach Informationen der Zeitung "Gazeta Wyborcza" bereits eine Synagoge, ein muslimisches Kulturzentrum und polnisch-litauische Namensschilder und Gedenksteine mit litauischen Inschriften beschmiert.

heb/dpa/AFP/AP/Reuters
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