Stromausfall in Venezuela Gesundheitsorganisationen sprechen von vielen Toten wegen Blackout

Caracas am Samstag immer noch teils ohne Strom
Foto: MATIAS DELACROIX/ AFPMitten im politischen Machtkampf, der Venezuela seit Wochen lähmt, sorgt ein schwerer Stromausfall seit Donnerstag für chaotische Zustände im Land.
Der jüngste Blackout war besonders schwerwiegend: In Caracas kam es durch den plötzlichen Ausfall von Metro und Ampeln zum Verkehrschaos, Krankenhäuser blieben ohne Licht, das größte Leichenschauhaus in Caracas verströmte Verwesungsgeruch, weil die Kühlung ausgefallen war. Telefon- und Internetverbindungen fielen aus, Hunderte Reisende saßen an Flughäfen fest. In vielen Häusern kam die Trinkwasserversorgung zum Erliegen, weil das Wasser mit elektrischen Pumpen verteilt wird.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Médicos por la Salud (Mediziner für die Gesundheit) starben während des Stromausfalls in den Krankenhäusern des Landes mindestens 17 Patienten.
Laut der Gesundheitsorganisation Codevida starben landesweit 15 Patienten mit schweren Nierenleiden, weil sie aufgrund des Stromausfalls keine Dialyse bekommen konnten - vier davon in der Hauptstadt Caracas. "Die Lage für Menschen mit Nierenversagen ist sehr schwierig", sagte Codevida-Chef Francisco Valencia der Nachrichtenagentur AFP. Seinen Angaben zufolge sind in Venezuela mehr als 10.000 Menschen auf Dialyse angewiesen .
Immer wieder kommt es in Venezuela zu Ausfällen der Stromversorgung.
Im Video: Wenn der Strom ausbleibt
Die Ursache für diesen jüngsten Ausfall ist noch unklar.
Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro machte die USA verantwortlich, sie hätten die Situation durch einen Cyberangriff ausgelöst. Eine weitere Attacke am Samstag habe die Bemühungen "zunichte gemacht", die Stromversorgung wieder in Gang zu setzen, sagte Maduro in Caracas. Experten und die Opposition werfen dagegen der Regierung vor, nicht genug in die Infrastruktur investiert zu haben und deshalb für den Stromausfall verantwortlich zu sein.
In Venezuela tobt seit Wochen ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten Nicolás Maduro und Oppositionsführer Juan Guaidó. Der selbst ernannte Interimspräsident will Maduro aus dem Amt drängen und Neuwahlen organisieren. Die Opposition macht Maduro für die seit Jahren andauernde Rezession verantwortlich, die die Bevölkerung in Armut gestürzt und zu Engpässen bei Grundversorgungsgütern geführt hat.
Unter dem Eindruck des Stromausfalls erhöht Guaidó nun mit Großdemonstrationen den Druck und will nun eine Entscheidung erzwingen. Am Samstag kündigte er einen großen Marsch von Regierungsgegnern aus dem ganzen Land auf die Hauptstadt Caracas an. Auch sein Gegenspieler Maduro hatte am Samstag seine Anhänger zu einer Demonstration aufgerufen.