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Venezuela Stromausfall in zahlreichen Städten - Regierung spricht von Sabotage

In vielen Gegenden Venezuelas gibt es derzeit keinen Strom. Regierungsvertreter führen den Vorfall auf einen angeblichen Sabotageangriff auf ein Wasserkraftwerk zurück. Details nennen sie nicht.

In Venezuela ist es am frühen Donnerstagabend zu einem großflächigen Stromausfall gekommen. Das berichteten mehrere lokale Medien und Augenzeugen in sozialen Netzwerken. Der Ausfall betraf neben der Hauptstadt Caracas 15 der insgesamt 23 Bundesstaaten des Landes, wie aus den Meldungen hervorging. Ein Reporter des Staatsfernsehens sprach von einem landesweiten Blackout.

In Caracas kam es zu Verkehrschaos: Mitten im Feierabendverkehr fiel die Metro aus, zahlreiche Ampeln funktionierten nicht.

Energieminister Luis Motta führte den Vorfall auf einen angeblichen Sabotageangriff auf ein Wasserkraftwerk zurück. Belege dafür lieferte er nicht. "Wir sind im Stromkrieg wieder angegriffen worden", sagte Motta im Staatsfernsehen. Die Versorgung solle in wenigen Stunden wiederhergestellt sein. Auch das staatliche Elektrizitätsunternehmen Corpoelec machte eine "Attacke" für den Ausfall verantwortlich.

Informationsminister Jorge Rodríguez sprach ebenfalls von Sabotage und machte Feinde der sozialistischen Regierung von Machthaber Nicolás Maduro für den Stromausfall verantwortlich. "Das Ziel war, das venezolanische Volk für mehrere Tage von der Stromversorgung abzuschneiden", sagte er. "Das wird diesen Kriminellen nicht gelingen."

In Venezuela kommt es regelmäßig zu Unterbrechungen in der Energieversorgung. Die Regierung gibt dafür politischen Gegnern die Schuld, die diese Probleme willentlich herbeiführten. Kritiker Maduros hingegen sehen in Korruption und mangelnden Investitionen in das Stromnetz die Gründe für die Ausfälle

In Venezuela tobt derzeit ein Machtkampf zwischen Maduro und Oppositionsführer Juan Guaidó, der sich Mitte Januar zum Interimspräsidenten ausgerufen hatte. Er wird von den USA, vielen lateinamerikanischen und europäischen Ländern - darunter auch Deutschland - unterstützt (ein Interview mit Guaidó über die Krise im Land und die angeordnete Ausweisung des deutschen Botschafters aus Venezuela können Sie hier nachlesen).

Guaidó machte nun Maduros Regierung für den Stromausfall verantwortlich. "Das Volk weiß, dass das Licht kommt, wenn die unrechtmäßige Machtübernahme endet", schrieb  er auf Twitter. Maduro schrieb  dort: "Dieser vom US-Imperialismus angekündigte und angeführte Stromkrieg gegen unser Volk wird scheitern."

Maas: Müssen Druck auf Maduro aufrechterhalten

Bundesaußenminister Heiko Maas sagte am Donnerstag, die EU werde die weitere Entwicklung in Venezuela verfolgen - und gegebenenfalls auch neue Sanktionen verhängen. "Schon beim letzten Treffen der Außenminister ist darüber gesprochen worden, dass der Zeitpunkt kommen kann, in dem auch weitere Sanktionen der Europäischen Union gegen das Maduro-Regime in Venezuela ergriffen werden müssen", sagte der SPD-Politiker im ZDF-"heute journal" .

"Wir wollen, dass es zu einer friedlichen Lösung kommt, dass der internationale Druck so hoch bleibt, dass letztlich auch das Maduro-Regime einlenkt", sagte Maas. Zugleich setze die Kontaktgruppe der EU, in der auch Deutschland vertreten ist, die Gespräche mit den Konfliktparteien in Venezuela fort. Ziel seien freie Wahlen in dem Land.

aar/Reuters/AFP/dpa
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