Venezuela Wahlcomputer-Firma spricht von manipulierter Abstimmung

Wurde bei der Abstimmung in Venezuela getrickst? Laut den Entwicklern der Wahlcomputer beteiligten sich viel weniger Bürger an der Entscheidung als offiziell bekannt gegeben.
Nicolas Maduro

Nicolas Maduro

Foto: Marco Bello/ REUTERS

Der Verdacht erhärtet sich: Bei der Wahl für eine verfassungsgebende Versammlung in Venezuela ging möglicherweise nicht alles mit rechten Dingen zu. Das Ergebnis ist nach Ansicht einer Wahlcomputer-Firma manipuliert worden. Das teilte der Geschäftsführer des Elektronikunternehmens Smartmatic, Antonio Mugica, in London mit. Demnach sei die Zahl der abgegebenen Stimmen erheblich niedriger als von der venezolanischen Wahlbehörde angegebenen.

Smartmatic mit Sitz in London liefert die Technologie für die Wahlcomputer des südamerikanischen Landes. "Wir wissen ohne jeden Zweifel, dass die Beteiligung bei der jüngsten Wahl für eine verfassungsgebende Versammlung manipuliert worden ist", hieß es in einer Mitteilung. Die Differenz zwischen der tatsächlichen Zahl der abgegebenen Stimmen und der offiziellen Wahlbeteiligung betrage Schätzungen zufolge "mindestens eine Million".

Rund 8,1 Millionen Bürger hatten sich der Wahlbehörde zufolge an der Wahl am vergangenen Sonntag beteiligt. Das entspreche einer Beteiligung von 41,53 Prozent, hatte die Chefin der Behörde, Tibisay Lucena verkündet. Die Opposition hatte die Wahl boykottiert und teilte mit, es hätten in Wahrheit nur rund 2,5 Millionen Menschen abgestimmt.

Sorge vor Diktatur

Die Gegner von Nicolás Maduro werfen dem Staatschef vor, das Land zu einer Diktatur umbauen zu wollen. Die Wahl wurde von blutigen Protesten und Betrugsvorwürfen überschattet.

Auch die Europäische Union fürchtet um die Demokratie in Venezuela. In einer Stellungnahme hieß es, eine verfassunggebende Versammlung, die unter fragwürdigen und oft sogar gewaltsamen Umständen gewählt worden sei, könne nicht Teil der Lösung für die derzeitige Krise in dem Land sein.

In der EU wird nun ein Boykott der Feier zu ersten Sitzung der Versammlung organisiert. Der Auswärtige Dienst bat die Mitgliedstaaten zu bestätigen, dass sie keine Diplomaten zu der Zeremonie schicken werden.

kev/dpa
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