

Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea eskaliert: Der Süden macht einen nordkoreanischen Torpedo für den Untergang seines Kriegsschiffes "Cheonan" verantwortlich. Nach wochenlangen Untersuchungen der Ursachen sei nun "klar", dass sich eine "starke Unterwasserexplosion, verursacht durch die Detonation eines Torpedos" ereignet habe, erklärte Seouls Außenminister Yu Myung-hwan. Die südkoreanische Regierung behalte sich "entsprechende Gegenmaßnahmen in harter und kluger Form" vor.
Eine unabhängige Kommission aus Militärs und Zivilisten hatte die Ergebnisse an diesem Donnerstag veröffentlicht. Es sei erwiesen, dass ein Geschoss mit 250 Kilogramm Sprengstoff - vermutlich von einem kleinen U-Boot - abgefeuert worden sei.
Südkoreanische Taucher hätten Reste eines Propellers, eines Motors und einer Steueranlage auf dem Meeresboden gefunden. Diese Teile würden "exakt" den technischen Details des nordkoreanischen Torpedos "CHT-02D" entsprechen, den Pjöngjangs Militär ins Ausland verkaufe. In der Expertengruppe arbeiteten nicht nur südkoreanische, sondern auch amerikanische, australische, schwedische und britische Fachleute mit, hieß es. Ein Teil des Wracks war bereits am 15. April vom Meeresboden gehoben worden.
"Dieser totale Krieg wird ein heiliger Krieg des Volkes"
Die bestritten, hinter der Attacke auf die "Cheonan" zu stecken, bei der am 26. März 46 Seeleute ums Leben kamen. Die Anschuldigung sei eine "Lüge". Pjöngjang sei bereit, eine Untersuchungskommission in den Süden zu schicken und die vermeintlichen Beweise zu prüfen, erklärte die Nationale Verteidigungskommission.
In gewohnt schriller Sprache warnten die Nordkoreaner mit harten Gegenmaßnahmen, "sofortigen Krieg eingeschlossen", sollten die Südkoreaner versuchen, den Norden zu bestrafen. "Dieser totale Krieg wird ein heiliger Krieg der Nation, des Volkes und des Staates", drohte Pjöngjang.
Unklar ist, warum die Nordkoreaner ihre Landsleute derart provozierten. Sicher ist allerdings, dass sich die politische und militärische Lage in Ostasien dramatisch verschlechtern dürfte. Dabei ist offen, wie die Regierung in Seoul reagieren wird.
Südkorea hat kaum Spielraum für eine Reaktion
Fachleute gehen davon aus, dass die Versuche, die sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche in Peking wiederzubeleben, erst einmal gescheitert sind. Die Verhandlungen haben zum Ziel, eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu schaffen.
Dem Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton in Ostasien kommt nun enorme Bedeutung zu. Sie wird am Wochenende in China eintreffen und danach weiter nach Südkorea reisen, "um die nächsten Schritte im Lichte der Untersuchung" zu besprechen, hieß es in Washington.
Die Südkoreaner haben allerdings wenig Spielraum. Zusätzliche Sanktionen des Uno-Sicherheitsrats gegen Nordkorea dürften die Herrscher in Pjöngjang nach bisherigen Erfahrungen wenig irritieren. Südkorea kann sich auch keine militärische Vergeltung erlauben, das Risiko eines Krieges ist zu groß, die südkoreanische Hauptstadt liegt nur 60 Kilometer von der Grenze zum Norden entfernt.
Auch Nordkorea wird eine weitere Eskalation zugetraut
Möglich wäre es, humanitäre Hilfen an Nordkorea völlig einzustellen. Zudem könnten sich die aus der Industriezone bei Kaesong zurückziehen. Dies dürfte allerdings den Einfluss Chinas auf Nordkorea verstärken, das schon jetzt wichtigster Handelspartner ist.
Seoul hatte schon vor dem Ende der Untersuchungen diplomatische Schützenhilfe in China, Russland, den USA und Japan gesucht. Eine Schlüsselrolle bei der Lösung des Konflikts dürfte dabei Peking zukommen, das mit Pjöngjang verbündet ist. Während seines Besuchs in China vor wenigen Tagen soll Nordkoreas Herrscher Kim Jong Il abgestritten haben, mit dem Untergang der "Cheonan" etwas zu tun zu haben.
Fest steht: Die politischen Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Auch den Nordkoreanern wird zugetraut, die Lage weiter zu verschärfen. Nicht ausgeschlossen ist ein dritter Atomwaffentest.
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Wrack am Haken: Das Vorderteil der koreanischen Korvette "Cheonan" wurde Ende April von einem Schwimmkran geborgen. Das Schiff war im März unter mysteriösen Umständen im Gelben Meer gesunken. Dabei waren 46 Seeleute umgekommen. Die Havarie-Ermittler gingen lange davon aus, das die Korvette auf eine alte Seemine gelaufen war. Nun aber ...
... präsentiert Südkorea Beweise, dass die "Cheonan" von einem Torpedo aus Nordkorea getroffen wurde. Konteradmiral Park Jung-Soo stellte vor dem Wrack die Ergebnisse der multinationalen Expertengruppe vor, die den Untergang untersuchte.
Die Wucht der Explosion riss das Schiff auseinander. Havarie-Experten entdeckten Spuren von Sprengstoffen, südkoreanische Taucher konnten dann am Meeresgrund Reste eines Propellers, Antriebs und der Steueranlage eines Torpedos bergen, die "exakt" den technischen Details des nordkoreanischen Torpedos "CHT-02D" entsprach.
Ein Teil des Schiffswracks war bereits am 15. April vom Meeresboden gehoben worden. Drei Tage später wurden diese geborgenen Schiffsteile untersucht. Nach wochenlangen Forschungen sei nun "klar", dass sich eine "starke Unterwasserexplosion, verursacht durch die Detonation eines Torpedos" ereignet habe, erklärt Seouls Außenminister Yu Myung-hwan.
Es heißt, dass an der Expertengruppe zur Untersuchung des Schiffes neben südkoreanischen Fachleuten auch Amerikaner, Australier, Schweden und Briten beteiligt seien. Das Wrack der "Cheonan" wird zurzeit von Soldaten bewacht.
Beweisstück der Anklage: Diese Torpedo-Teile werden auf einer Pressekonferenz in Seoul präsentiert. Die Nordkoreaner bezeichnen die Anschuldigungen, hinter der Attacke zu stecken, als "Lüge". Sie reagierén auf die vermeintlichen Beweise mit der Androhung harter Gegenmaßnahmen.
Sollten die Südkoreaner versuchen, den Norden zu bestrafen, sei "sofortiger Krieg" nicht ausgeschlossen, so Pjöngjang. Der Konflikt zwischen den beiden Landesteilen ist groß: Anti-Nordkorea-Protestanten zerstören am Donnerstag in Seoul eine Raketen-Attrappe mit Bildern von Kim Jong Il und seinem Vater Kim Il Sung.
Unklar ist, warum die Nordkoreaner ihre Landsleute derart provozierten. Sicher ist allerdings, dass sich die politische und militärische Lage in Ostasien dramatisch verschlechtern dürfte. Dabei ist offen, wie die Regierung in Seoul reagieren wird. Dieser südkoreanische Panzer führt eine Übung in der Nähe des Grenzgebiets zwischen Nord- und Südkorea durch.
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