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Fotostrecke: Kind gegen Soldat

Foto: © Mohamad Torokman / Reuters/ REUTERS

Video aus Israel Im Würgegriff

Eine Szene aus dem Westjordanland: Ein bewaffneter Soldat drückt einen weinenden Jungen mit Gipsarm zu Boden, dann kommt die Familie des Kindes zur Hilfe. Die Bilder befeuern die Debatte, wie brutal die israelische Armee gegen Palästinenser vorgeht.

Es sind verstörende Bilder: Ein maskierter Soldat hält ein Kind im Würgegriff. Der linke Arm des kleinen Jungen steckt in einem Gipsverband, Tränen kullern über sein Gesicht, er schreit. Zwei Frauen und ein Mädchen reißen an der Jacke des Soldaten, wollen ihn von dem kleinen Jungen wegzerren. Das Mädchen hat ein pinkfarbenes T-Shirt mit der Comicfigur Tweety an und eine Gasmaske umgehängt. Sie beißt dem Soldaten in die Hand. Eine andere Frau reißt ihm die Strumpfmaske vom Kopf. Erst als ein weiterer Soldat auftaucht, lässt der Mann von dem Kind ab.

Es gibt mehrere Videos des Vorfalls, sie zeigen die Szene, die sich am Freitag im Westjordanland zugetragen hat, aus verschiedenen Perspektiven. Die Nachrichtenagentur AP berichtet, der Junge sei zwölf Jahre alt, bei den Frauen handele es sich um seine Mutter und Schwester.

Bilal Tamimi, ein Verwandter des Jungen, sagte AP-Reportern, die israelischen Soldaten seien von Palästinensern mit Steinen beworfen worden, er selbst habe den Kleinen aber keine Steine werfen sehen. Auf Fotos, die im israelischen Fernsehen gezeigt wurden, sieht es so aus, als ob das Kind Steine werfe. Ein Sprecher des Militärs sagte, der Junge habe deshalb festgenommen werden sollen. Er sei freigelassen worden, um "eine Eskalation der Gewalt zu verhindern".

Israel-Kritiker sehen die Videos als Beweis für das brutale Vorgehen israelischer Soldaten gegenüber Palästinensern. Viele Israelis fassen es anders auf: Sie sorgen sich um die Sicherheit ihrer Soldaten. Der Vater des Mannes sagte dem israelischen Fernsehsender "Channel 2", er sei stolz darauf, dass sich sein Sohn im Handgemenge zurückgehalten habe. Israels Kulturministerin Miri Regev forderte ein neues Gesetz, dass es Soldaten in solchen Fällen erlaube zu schießen.

Auch im christlichen Palästinenserdorf Beit Dschala kam es am Sonntag zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Dutzende Palästinenser demonstrierten zusammen mit ausländischen Christen und Kirchenvertretern gegen den Weiterbau der acht Meter hohen Sperranlage, die Israel und das Westjordanland auf einer Länge von 712 Kilometern trennen soll.

Vor zwei Wochen waren zur Vorbereitung des Baus in dem Dorf uralte Olivenbäume zerstört worden. Als die Prozession unter Gebeten und Kirchengesängen an der Baustelle ankam, warfen israelische Polizisten Blendgranaten und sprühten Tränengas.

vet/AP
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