Vorwürfe aus Wien Wiener Politiker bezichtigt Ahmadinedschad des Mordkomplotts
Wien - In Iran protestieren Hunderttausende gegen den umstrittenen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und angebliche Wahlfälschung - jetzt sieht er sich erneut mit Vorwürfen konfrontiert: Er soll in einen Mord an einem kurdischen Oppositionellen vor 20 Jahren verwickelt gewesen sein.
Der österreichische Grünen-Abgeordnete Peter Pilz präsentierte am Donnerstag die Zeugenaussage eines deutschen Waffenhändlers, wonach dieser kurz vor einem Anschlag auf den Kurdenführer Abd al-Rahman Ghassemlu Waffen an die iranische Botschaft in Wien geliefert haben will. Der damalige Generalsekretär der im Iran verbotenen Demokratischen Partei von Iranisch-Kurdistan (PDKI) wurde zusammen mit zwei Mitarbeitern am 13. Juli 1989 in Wien ermordet.
Der deutsche Zeuge habe in einem Verhör mit italienischen Anti-Mafia-Ermittlern im April 2006 ausgesagt, bei dem Treffen in der ersten Juli-Woche 1989 in der iranischen Botschaft "ein halbes Dutzend leichte Waffen" übergeben zu haben. An dem Treffen hätten drei Iraner teilgenommen, darunter der spätere Präsident Ahmadinedschad. Der Abgeordnete Pilz zitierte diese Aussagen aus einer Kopie des Vernehmungsprotokolls und sagte, dies bestätige bereits bekannte Vorwürfe gegen Ahmadinedschad. Die österreichische Staatsanwaltschaft erklärte, ebenfalls im Besitz des Vernehmungsprotokolls zu sein. Die Hinweise reichten aus Sicht der Behörde für einen strafrechtlich relevanten Verdacht aber nicht aus, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Michaela Schnell.
Bereits vor vier Jahren hatten die österreichischen Behörden einen Bericht geprüft, wonach Ahmadinedschad an der Ermordung des Kurdenführers beteiligt gewesen sein soll. Zu offiziellen Ermittlungen aber kam es nicht. Auch damals hatte der Grünen-Abgeordnete Pilz den Verdacht geäußert, der gerade neu gewählte Ahmadinedschad sei in den nie aufgeklärten Anschlag verwickelt. Pilz berief sich auf Aussagen eines im Exil lebenden iranischen Journalisten. Die Regierung in Teheran hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Der ultrakonservative Ahmadinedschad war in jungen Jahren Mitglied der Revolutionsgarden Irans. In den USA waren vor Jahren Vorwürfe laut geworden, Ahmadinedschad sei 1979 an der Besetzung der US-Botschaft in Teheran und der Geiselnahme von 52 Menschen während 444 Tagen beteiligt gewesen.
Chronik
Die Außenpolitik Chomeinis wendet sich vor allem gegen die USA und Israel. Am 4. November 1979 besetzen islamische Kräfte die amerikanische Botschaft und nehmen mehr als 50 Geiseln, die erst nach 444 Tagen wieder freikommen. Chomeini billigt die Aktion. Die Beziehungen zu den USA erreichen ihren Tiefpunkt. Unterstützt von den USA überfällt der Nachbarstaat Irak am 22. September 1980 Iran. In dem folgenden acht Jahre langen Krieg zwischen den beiden Ländern sterben etwa eine Million Menschen.
1989 stirbt der religiöse Führer. Der Expertenrat, ein Gremium aus höchsten religiösen Sachverständigen, ernennt Ajatollah Ali Chamenei zum Nachfolger. In den Folgejahren hat Iran stark unter zunehmender Korruption zu leiden. Die Liberalisierung der Wirtschaft bleibt weitgehend wirkungslos. Bereits 1995 verhängen die USA erste wirtschaftliche Sanktionen, weil Iran nach US-Auffassung den internationalen Terrorismus unterstützt.
Bei der neuerlichen Präsidentenwahl im Sommer 2013 durfte Ahmadinedschad nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Es siegte der als gemäßigt geltende Kandidat Hassan Rohani, der seitdem mildere Töne nach außen anstimmt. Der Westen und Iran einigen sich im November auf einen "Gemeinsamen Aktionsplan" im Streit um das iranische Atomprogramm.