Waffeninspektion im Irak
Schwedischer Diplomat wirft USA Spionage vor
Der frühere Chef der Uno-Waffenkontrolleure, Rolf Ekéus, erhebt schwere Anschuldigungen: Die USA sollen die Waffeninspektionen für eigene Spionageaktivitäten missbraucht haben. Amerikanische Medien melden unterdessen, die US-Regierung habe ihre Vorbereitungen für einen Angriff auf den Irak bereits weit vorangetrieben.
New York/Stockholm - Wie der schwedische Diplomat Ekéus am Montag in der Stockholmer Zeitung "Svenska Dagbladet" berichtete, versuchte die US-Regierung unter anderem durch "Infiltration" von zwei Agenten, Material über die Aufenthaltsorte des irakischen Diktators Saddam
Hussein zu sammeln. Unter anderem hätten die US-Agenten dafür Abhöreinrichtungen installiert.
Dies sei eindeutig außerhalb des Mandats des Uno-Sicherheitsrates für die Waffeninspektion gewesen und habe ihn persönlich stark verärgert, erklärte Ekéus. Die Führung in Bagdad verwehrte den Uno-Waffeninspekteuren mehrfach Zugang zu Anlagen mit der Begründung, es handele sich in Wirklichkeit um von den USA gesteuerte
Spionageaktivitäten.
Laut "New York Times" hat die US-Regierung einen Angriffsplan entworfen, dessen Ziel es sei, den irakischen Diktator Saddam Hussein rasch zu stürzen. Das Blatt beruft sich in seinem Bericht auf ranghohe Kreise im US-Verteidigungsministerium. Saddam solle isoliert oder getötet werden. Außerdem soll ein Einsatz irakischer Massenvernichtungswaffen gegen eine angreifende Nation, Verbündete an der Front oder Israel verhindert werden. Der stellvertretende Sprecher des US-Verteidigungsministeriums habe den Bericht nicht kommentieren wollen, schrieb die Zeitung. Inwieweit der Bericht über den Aufmarsch authentisch ist, ist unklar.
Bei einem solchen Angriffsplan würde die Fähigkeit des US-Militärs genutzt, über große Entfernungen hinweg anzugreifen, heißt es in dem Bericht weiter. Befürworter des Planes seien der Auffassung, dass damit ein
Einsatz von rund 250.000 Soldaten vermieden werden könne.
Laut "New York Times" wäre es möglich, die stark zentralisierte und autoritäre Kommandostruktur im Irak zu
zerstören. Offiziere der mittleren Ebene hätten nicht gelernt zu improvisieren, sollten sie von ihren Kommandeuren abgeschnitten sein, hieß es.
Die Vorteile und Risiken von Angriffen tief im Land seien in der Diskussion, obwohl US-Präsident George W. Bush oder seinen führenden Sicherheitsberatern kein formeller Plan vorgelegt worden sei.
Britische Medien berichteten, ein Angriff auf den Irak werde frühestens im Oktober erfolgen. Da die US-Truppen zum Schutz vor chemischen und biologischen Kampfstoffen den Irak voraussichtlich in Schutzanzügen angreifen müssten, sei ein Angriff im Sommer wegen der hohen Temperaturen unwahrscheinlich.
Bush hatte Irak gemeinsam mit Iran und Nordkorea mehrfach als "Achse des Bösen" bezeichnet und dem Land vorgeworfen, es strebe nach Massenvernichtungswaffen. Einen Angriff auf Irak hatte Bush nicht ausgeschlossen und zuletzt erklärt, Ziel seine Regierung sei der Sturz Saddams.
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