Griechische Parlamentswahl EU kann auf Bündnis der Sparbefürworter hoffen

Griechische Parlamentswahl: EU kann auf Bündnis der Sparbefürworter hoffen
Foto: Milos Bicanski/ Getty ImagesAthen - Bei den Parlamentswahlen in Griechenland deutet alles auf ein knappes Rennen zwischen der konservativen Nea Dimokratia (ND) und dem Linksbündnis Syriza hin. Letzten Prognosen zufolge liegt die ND mit 28,6 bis 30 Prozent vor dem Linksbündnis bei 27 bis 28,4 Prozent der Stimmen.
Die sozialistische Pasok erreicht elf bis 12,4 Prozent, die Demokratische Linke (Dimar) 5,8 bis 6,6 Prozent. Die rechtsradikale Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) zieht erneut ins Parlament mit 6,5 bis 7,1 Prozent ein. Erste aussagekräftige Hochrechnungen werden wohl erst im Verlauf des Abends vorliegen.
Nach dieser Prognose wären damit zwei Koalitionen möglich: Gewinnen die Konservativen der ND die Wahl, könnten sie ein Bündnis mit der sozialistischen Pasok und der gemäßigten Demokratischen Linken bilden. Konfliktfrei wäre dieser Pakt wohl nicht: ND und Pasok waren über Jahrzehnte direkte Konkurrenten. ND-Chef Antonis Samaras lehnte außerdem die Sparpakete zunächst vehement ab und änderte erst unter internationalem Druck seine Meinung. Heute aber bekennen sich alle drei Parteien grundsätzlich zu den Sparauflagen.
Die Pasok hat deshalb schon den größten Teil ihrer Wählerschaft verloren, diesmal ist der Verlust mit einem Stimmenanteil von voraussichtlich zehn bis zwölf Prozent aber geringer als vielfach vorhergesagt. Nun dürften gerade die Sozialisten versuchen, sich als Hort der Stabilität zu präsentieren. Ein Euro-Aus könne nur durch eine Regierung verhindert werden, "in der jeder teilnehmen muss, der sagt, er kämpfe für Griechenlands Verbleib in dem Euro", sagte die frühere Pasok-Ministerin Milena Apostolaki SPIEGEL ONLINE.
Allerdings könnte den Sozialisten auch eine interne Rebellion drohen. Parteichef Evangelos Venizelos sagte bereits kurz nach den ersten Hochrechnungen, er werde sich von niemandem die Führung streitig machen lassen. Angeblich plant er den Rausschmiss von zwei Parteimitgliedern, einer davon ist der aufmüpfige Ex-Präsident Theodoros Pangalos. Zudem beharrt Venizelos bislang darauf, nur Teil einer Koalition werden zu wollen, wenn diese auch das Linksbündnis Syriza beinhaltet - die Sozialisten wollen die möglichen Konsequenzen einer fortgesetzten Sparpolitik nicht allein tragen.

Athen: Schicksalswahl in Griechenland
Gewinnt Syriza die Wahl, könnten die Linken ein ungewöhnliches Bündnis eingehen - ein möglicher Partner wären die Unabhängigen Griechen, die laut ersten Hochrechnungen auf sechs bis 7,5 Prozent kommen. Als nationalistische Abspaltung der ND sind sie ideologisch eigentlich weit von Syriza entfernt. Doch auch sie lehnen die Sparprogramme ab - was Syriza-Chef Alexis Tsipras offenbar als verbindendes Element genügen wurde. Bereits vor der jüngsten Wahl im Mai sagte Tsipras, er würde sich auch mit den Stimmen der Unabhängigen Linken zum Regierungschef wählen lassen.
Ein anderer möglicher Koalitionspartner wäre auch für Syriza die Demokratische Linke (Dimar), die wiederum als Abspaltung des Linksbündnisses entstand. Zwar gibt sich Dimar proeuropäisch, doch das muss am Ende nicht unbedingt eine Unterstützung der Sparprogramme bedeuten. Auch Parteichef Fotis Kouvelis hat bereits eine Neuverhandlung der Auflagen gefordert - hier könnte er sich also mit Syriza-Chef Tsipras treffen. Sowohl Unabhängige Griechen wie auch Dimar könnten sich zudem darauf beschränken, eine Syriza-Regierung lediglich zu tolerieren, ohne selbst Minister zu stellen.
Das von Venizelos geforderte Bündnis mit Syriza ist theoretisch möglich. Doch die Abneigungen sind hier ähnlich groß wie zwischen SPD und Linken in Deutschland. Schon die Idee einer Koalition mit den Altparteien sei ein Witz, sagte Syriza-Chefsprecher Vassilis Moulopoulos SPIEGEL ONLINE: "Syriza kann keine Regierung mit einem verrotteten politischen System der Korruption bilden, das Griechenland in die jetzige Lage gebracht hat." Doch es wäre nicht das erste Mal, dass vehemente Vetos in der griechischen Politik eine kurze Halbwertszeit haben.