Regierungswechsel Hindu-Nationalisten gewinnen Wahl in Indien

Wahlsieger Narendra Modi: Hindu-Nationalisten lösen Kongresspartei ab
Foto: SAM PANTHAKY/ AFPNeu Delhi - Indiens größte Oppositionspartei, die BJP, ist mit ihrem Premierministerkandidaten Narendra Modi auf dem Weg zu einem deutlichen Wahlsieg. Hindu-Nationalisten und ihre verbündeten Parteien könnten auf 272 der 543 Sitze Parlamentssitze kommen, wie die Fernsehsender NDTV und CNN-IBN berichteten. Das würde erstmals seit 30 Jahren einer absoluten Mehrheit einer Partei entsprechen.
BJP-Spitzenkandidat Modi gewann laut Hochrechnungen von NDTV in beiden Wahlkreisen, in denen er antrat - sowohl in Vadodara in seinem Heimatstaat Gujarat als auch in der heiligen Tempelstadt Varanasi. Er meldete sich nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse auf Twitter zu Wort: "Indien hat gewonnen! Eine gute Zeit ist angebrochen." Vor der BJP-Parteizentrale in Neu Delhi trommelten, sangen und tanzten die Menschen ununterbrochen. "Modi, Modi, Modi, Modi, Modi", riefen sie.
Die regierende Kongresspartei wird nach den Hochrechnungen nur 47 Mandate erhalten. Sie hatte Indien die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit regiert. Die Kongresspartei räumte eine historische Niederlage ein.
"Wir steuern auf das schlechteste Ergebnis zu"
Premierminister Manmohan Singh gratulierte Modi zum Wahlsieg. Der 81-Jährige habe den oppositionellen Spitzenkandidaten angerufen, heißt es am Freitag in einer Nachricht im offiziellen Twitter-Account des Regierungschefs.
"Wir akzeptieren den Willen der Wähler, heißen ihn willkommen und sehen unsere Niederlage ein", sagte der führende Kongresspolitiker Satyavrat Chaturvedi laut der Nachrichtenagentur Ians.
Parteisprecher Rajeev Shukla sagte dem TV-Sender NDTV: "Die Trends sind sehr enttäuschend. Wir steuern auf das schlechteste Ergebnis in sehr vielen Jahren zu." Er ergänzte: "Modi hat dem Volk den Mond und die Sterne versprochen. Und die Menschen haben ihm diesen Traum abgekauft."
Eine besonders schmerzliche Niederlage droht der bisherigen Regierungspartei im Wahlkreis Amethi. Dort trat Rahul Gandhi an, Spross der einflussreichen Nehru-Gandhi-Familie und inoffizieller Spitzenkandidat der Kongresspartei. Der Wahlkreis wird seit Generationen von der Familie gehalten. Gandhi lieferte sich dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der BJP-Kandidatin.
Religiöse Konflikte
Sollten sich die Zwischenergebnisse bestätigen, kann der 63-jährige Modi Ministerpräsident werden und wichtige Kabinettsposten wie Finanzen, Inneres oder Verteidigung mit Vertrauten besetzen. Sein erklärtes Ziel ist es, die Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und mehr Geld in die Energie-, Straßen- und Schienennetze zu stecken.
Modi, der es vom Teeverkäufer zum wirtschaftsfreundlichen Spitzenpolitiker gebracht hat, hat seine politische Karriere bei einer rechtsextremen Hindu-Organisation begonnen. Er hat aus seiner Abneigung gegenüber dem Islam in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht, seine Rhetorik entschärfte er erst im Wahlkampf etwas.
Während seiner Regierungszeit im Bundesstaat Gujarat kam es 2002 zu religiös motivierten Ausschreitungen. Über Tausend Menschen, die meisten Muslime, starben. Modis Rolle in den Pogromen wurde nie geklärt. Im vergangenen Jahr verglich der Hindu-Nationalist die Getöteten mit "Hundewelpen, die vom Auto überfahren werden", was unter Modi-Gegnern zu einem Aufschrei der Empörung führte. In Indien leben rund 138 Millionen Muslime.
Hohe Wahlbeteiligung
Die Parlamentswahl war in mehreren Etappen abgehalten worden, die letzte ging am Montag zu Ende. Seit Anfang April konnten in der größten Demokratie der Welt landesweit 814 Millionen Bürger abstimmen. Am Freitag begann die Auszählung.
Mehr als eine halbe Milliarde Menschen hatte ihre Stimme mit Hilfe von elektronischen Wahlmaschinen abgegeben. Die 1,8 Millionen Maschinen wurden in 989 Zentren gebracht und dort nach und nach geöffnet. "Man muss nur einen Knopf drücken, um das Ergebnis jeder Maschine zu erhalten, und dann werden die Ergebnisse zusammengetragen", sagte Rajesh Malhotra von der Wahlkommission.
Die Wahlbeteiligung lag mit 66 Prozent so hoch wie nie zuvor in Indien. Angetreten waren 8251 Kandidaten, darunter 668 Frauen und fünf Transsexuelle.