Erschütternde Szenen im Herzen der US-amerikanischen Demokratie – diese Aufnahmen werden unvergessen bleiben. Ein entfesselter Mob stürmt das Kapitol, hält Washington D. C. stundenlang in Atem. Ein Putschversuch der Wahlverlierer – angestachelt vom amtierenden US-Präsidenten.
Mittlerweile wurde das Kapitol gesichert, die Sitzung der Abgeordneten fortgesetzt, Joe Biden formell als US-Präsident bestätigt. Doch wie kam es zu der Eskalation?
Den Tag, an dem der Kongress das Wahlergebnis bestätigen will, nutzt Donald Trump für eine große Rally in Washington D.C. Vor Tausenden Anhängern wiederholt er einmal mehr die Lüge, die Wahlen seien manipuliert worden.
Donald Trump, US-Präsident
»Niemand hier will, dass uns unser Wahlsieg gestohlen wird von radikalen linken Demokraten.«
Viele von Trumps Anhängern sehen sich dadurch legitimiert, die Sache in die eigene Hand zu nehmen: Während im Kongress Bidens Wahlsieg bestätigt werden soll, marschieren sie zum Kapitol und dringen in das Gebäude ein. Die Polizei ist völlig machtlos.
Die Protestler gelangen ins Innere, die Sitzungen werden unterbrochen, die Abgeordneten müssen sich in Büros verschanzen. Trumps Anhänger durchwühlen die zurückgelassenen Taschen der Senatoren. Polizisten versuchen den Mob mit gezogenen Waffen in Schach zu halten.
Das Entsetzen ist groß, Joe Biden findet scharfe Worte:
Joe Biden, designierter US-Präsident
»Das Kapitol zu stürmen, Fenster einzuschlagen, Büros zu besetzen, den Senat der Vereinigten Staaten zu besetzen, durch die Schreibtische des Repräsentantenhauses im Kapitol zu stöbern und die Sicherheit ordnungsgemäß gewählter Beamter zu bedrohen, ist kein Protest. Es ist Aufruhr.«
Und der US-Präsident? Trump sitzt im Weißen Haus und guckt Fernsehen heißt es. Erst später wendet er sich auf Twitter an seine Anhänger:
Donald Trump, US-Präsident
»Wir müssen Frieden haben. Geht nach Hause. Wir lieben euch. Ihr seid etwas Besonderes.«
Das Video wird jedoch kurz darauf von Twitter gelöscht, weil Trump auch hier seine unbegründeten Betrugsvorwürfe wiederholt.
In Washington wird unterdessen die Nationalgarde eingesetzt, erst Stunden später wird das Kongressgebäude für sicher erklärt, die Abgeordneten setzen ihre Sitzungen fort.
Die Bilanz des Tages: Nach den Ausschreitungen sind vier Menschen tot. Eine Frau starb, weil sie angeschossen wurde. Die Polizei meldet 52 Festnahmen.
Der Tag der Trump-Rebellion wird als Tiefpunkt in die Geschichte der US-amerikanischen Demokratie eingehen.