Waterboarding CIA folterte Top-Terrorist Scheich Mohammed fast 200-mal

Die CIA hat viel häufiger die Foltermethode Waterboarding angewendet als bislang bekannt: 183-mal wurde Guantanamo-Häftling Scheich Mohammed dem simulierten Ertränken ausgesetzt. Qaida-Mitglied Subeida soll selbst nach seinem Geständnis misshandelt worden sein.

Washington - Ein unkontrollierter Einsatz von Foltermethoden, erbarmungslose Verhöre: Neue Einzelheiten der jüngst veröffentlichten Folter-Memos der Bush-Regierung zeichnen ein erschreckendes Bild aus dem Alltag des US-Geheimdienstes CIA. Vor allem das sogenannte Waterboarding - das simulierte Ertränken - wurde bei Verhören von mutmaßlichen Terroristen viel häufiger angewandt als bisher bekannt.

So wurde allein Top-Terrorist Chalid Scheich Mohammed im Jahr 2003 genau 183-mal der umstrittenen Verhörmethode ausgesetzt, berichtete die "New York Times" ("NYT") am Montag. Die Zeitung hatte bereits 2007 berichtet, dass Mohammed mehr als 100-mal "harten" Verhörmethoden unterworfen worden war, allerdings waren damals keine Details bekannt.

Mohammed stellt sich selbst als den Kopf der Terroranschläge am 11. September 2001 dar, er wurde im März 2003 in Pakistan gefasst. Im vergangenen Jahr wurde er von einer US-Militärkommission der Kriegsverbrechen und des Mordes angeklagt, bei einem Schuldspruch droht ihm die Hinrichtung.

Die Zeitung beruft sich auf ein Memo des US-Justizministeriums, das am Donnerstag durch das Weiße Haus veröffentlicht wurde. Der Bericht gehört zu vier bislang geheimen Dokumenten, deren Veröffentlichung am Donnerstag von Präsident Barack Obama angeordnet worden war. Die CIA hatte sich gegen die Offenlegung des Berichts ausgesprochen.

Befehl zum Weiterfoltern

In den Folter-Memos war detailliert die Ausführung harter Verhörmethoden beschrieben: Zu den aufgelisteten Techniken zählt unter anderem, dass Gefangene über einen langen Zeitraum nackt in einer schmerzvollen Position stehen mussten und ihnen feste Nahrung verwehrt wurde. Zudem wurde Häftlingen ein Plastikhalsband umgelegt, an dem sie gegen Wände geschleudert wurden.

Ein Sprecher des Geheimdienstes nahm der Zeitung zufolge nicht zu den Zahlen Stellung. Die Zahlen waren der "NYT" zufolge am Wochenende zuerst Bloggern aufgefallen. Offenbar waren sie aus einigen Ausgaben des Memos herauszensiert worden, aus anderen nicht.

Ein weiterer Verdächtiger, das mutmaßliche Qaida-Mitglied Abu Subeida, habe die Prozedur des Waterboardings mindestens 83-mal über sich ergehen lassen müssen, berichtet die Zeitung weiter. Noch 2007 hatte der ehemalige CIA-Agent John Kiriakou laut "NYT" Medien berichtet, dass Abu Subeida 35 Sekunden dem Waterboarding unterzogen worden sei. Dann habe er sich bereiterklärt, alle ihm bekannten Fakten preiszugeben.

Einer Fußnote im Ministeriumsbericht zufolge ordneten CIA-Leute die Folter Subeidas gegen den Willen von Verhörbeamten an. Obwohl CIA-Mitarbeiter ihre Auffassung dargelegt hätten, dass der Häftling bereits all sein Wissen preisgegeben habe, hätten Vorgesetzte die Methode des simulierten Ertrinkens und andere umstrittene Verhörmethoden befohlen.

"Tiefe menschlichen Elends und Erniedrigung"

Bereits bei weniger harter Behandlung hatte Subeida nach Informationen der "NYT" wertvolle Informationen geliefert. Die Anwendung brutaler Methoden habe hingegen keine weiteren Ergebnisse gebracht. Den Verhörbeamten habe sie aber zu schaffen gemacht: Selbst für die, die an eine Wirksamkeit der Methoden glaubten, habe "der Anblick dieser Tiefe menschlichen Elends und Erniedrigung eine traumatische Wirkung" gehabt, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter der Zeitung.

Die brutale Behandlung Subeidas, der unter anderem in eine kleine Kiste gezwängt und gegen eine Wand geschleudert wurde, begründete die CIA-Zentrale dem Bericht zufolge mit der Bedeutung des Gefangenen im Terrornetzwerk al-Qaida. Der frühere US-Präsident George W. Bush hatte Subeida als Chef der Qaida-Operationen bezeichnet, andere hochrangige US-Vertreter stuften ihn als "Vertrauten" von Qaida-Chef Osama Bin Laden und Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 ein. Er wurde 2002 festgenommen.

Die "Washington Post" hatte am Wochenende berichtet, Subeidas Kontakte seien in der US-Haft sofort auf einen CIA-Beamten und einen Psychologen beschränkt worden. Der Psychologe habe nach den jüngst veröffentlichen Dokumenten des Justizministeriums Empfehlungen abgegeben, wie Subeida körperlich und seelisch kleinzukriegen sei.

Das Waterboarding gehört zu den umstrittensten Verhörmethoden, die unter Präsident George W. Bush angewandt wurden. Obama hat die Anwendung verboten.

Zugleich sicherte er denjenigen, die Waterboarding eingesetzt hatten, Straffreiheit zu - und löste damit auch unter seinen Anhängern einen Sturm der Entrüstung aus. Obamas Begründung: Die CIA-Agenten hätten "in gutem Glauben" in einem rechtssicheren Raum gehandelt, da sie lediglich Anweisungen des Justizministeriums ausgeführt hätten.

Der Geheimdienstausschuss des Senats beschäftigt sich hinter verschlossenen Türen mit dem Verhör-Programm der CIA unter Bush. Am Montag soll Obama erstmals die Zentrale des Geheimdiensts besuchen und dort öffentlich zu Mitarbeitern sprechen.

amz/dpa/Reuters/AP
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