Wegen Atomwaffenprogramm Britische Zeitung berichtet über Angriffsplan gegen Iran

Umstrittener Atommeiler Buschehr: Iran pocht auf das Recht zur Urananreicherung
Foto: SPIEGEL ONLINEBerlin - Die Planungen für einen möglichen Angriff sind offenbar schon sehr detailliert. Großbritanniens Armeestrategen überlegen laut "Guardian", wo sie ihre Militärschiffe und U-Boote - bestückt mit "Tomahawk"-Marschflugkörpern - am besten stationieren könnten. Das Ziel: Iran.
Dem Zeitungsbericht zufolge , der sich auf Quellen aus dem britischen Verteidigungsministerium und anderen Regierungskreisen bezieht, hat London die Schritte für einen möglichen Militärangriff in jüngster Zeit konkretisiert. Zum einen, weil die Sorge über den Ausbau des umstrittenen iranischen Atomprogramms wächst. Zum anderen gehen die Briten offenbar davon aus, dass die USA in den kommenden Monaten einen Militärschlag per Luft und See gegen einige iranische Atomanlagen durchführen könnten.
Sollte Washington um militärische Unterstützung fragen, würde London diese in jedem Fall gewährleisten, zitiert der Bericht Regierungsmitarbeiter. Demnach rechnet Großbritannien unter anderem mit der Bitte, ob die Amerikaner von Diego Garcia aus - britischem Hoheitsgebiet im indischen Ozean - die Angriffe durchführen könnten.
Nach der libyschen Revolution sei Iran wieder in den Fokus gerückt, heißt es. Dabei wissen Politiker und Militärs in London: US-Präsident Barack Obama hat wenig Interesse an einem neuen Militärabenteuer, schon gar nicht vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. Dennoch warnen die Briten laut dem Bericht vor einem Stimmungswechsel in Washington.
Grund dafür könnte der neue Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sein, der in der kommenden Woche erscheint - mit neuen Beweisen für ein mögliches Atomwaffenprogramm in Iran. Hardliner in Washington könnten vor diesem Hintergrund schärfere Maßnahmen fordern.
Iran könnte vor den US-Wahlen atomares Material in Sicherheit bringen
Die westlichen Länder und Israel unterstellen Teheran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomkraft ein Arsenal an Atomwaffen aufzubauen. Teheran weist die Beschuldigung zurück. Internationale Gespräche über das iranische Atomprogramm waren zuletzt im Januar gescheitert. Die internationale Gemeinschaft will Iran unter anderem mit Sanktionen dazu bewegen, das Programm zur Urananreicherung einzustellen - die Sorge steigt aber, dass diese Maßnahmen erfolglos bleiben.
Iran habe nach dem Angriff des Computervirus Stuxnet auf seine Zentrifugen zur Urananreicherung im vergangenen Jahr wieder zu alter Stärke zurückgefunden, heißt es dem Bericht zufolge aus London. Erst kürzlich waren aus Diplomatenkreisen mutmaßliche iranische Pläne bekannt geworden, atomares Material in sicheren Untergrundstätten lagern zu wollen. Laut "Guardian" rechnen die Briten binnen der kommenden zwölf Monate mit dieser Maßnahme. Einmal sicher verstaut, könnte das atomare Material, so die Befürchtung, nicht mehr mit einem Militärschlag unschädlich gemacht werden.
"Daher müssen wir mit einer Anfrage rechnen, einen Beitrag zu leisten. Wir dachten, das hätte Zeit bis nach den US-Wahlen im nächsten Jahr, aber jetzt sind wir nicht mehr so sicher", zitiert die Zeitung eine anonyme Quelle aus dem Londoner Regierungsviertel.
Offensichtlich verwirrt die jüngste Aggressivität Teherans westliche Regierungen - nicht zuletzt die mutmaßlichen iranischen Anschlagspläne auf den saudischen Botschafter in den USA.
Erst am Wochenende war bekannt geworden, dass die US-Regierung erwägt, zusätzliche Kriegsschiffe in den Persischen Golf zu entsenden. Und inmitten der Spannungen testete auch noch Irans Erzfeind Israel am Mittwoch Raketensysteme, die Iran erreichen könnten.