Welt-Hungerkrise
"Meine Kinder fragen, warum ich sie geboren habe"
Brot ist Luxus, Reis wird knapp, manche Mahlzeit fällt ganz aus: Weltweit steigen die Lebensmittelpreise, mehr als eine Milliarde Menschen hungern. Neun Mütter aus Afrika, Asien und Lateinamerika berichten auf SPIEGEL ONLINE von ihrem täglichen Überlebenskampf.
Hunger. Alles Denken kreist um den Hunger. Schon ihr erster Gedanke am Morgen, erzählt Elizabeth Paulsen aus Südafrika, gelte der bangen Frage, wie sie ihren Mann und ihre Kinder bloß satt kriegen soll. Noch schafft sie es jeden Tag, genug Essen zu beschaffen - doch wie lange noch?
Tahia Alwi Mohammed lebt in einer Oase in der Wüste Ägyptens. Sie und ihr Mann verdienen gut - aber sie geben zwei Drittel nur für Lebensmittel aus. Von ihren Kindern wird die Frau gefragt: "Warum hast Du uns geboren?"
Anita Antonio, Hausmädchen in Manila, putzt die Häuser reicher Leute in der Hauptstadt der Philippinen, deren Kühlschränke immer voll sind. Fahren ihre Arbeitgeber von Juni bis August in die Sommerfrische, verdient sie kein Geld und hat Angst, dass sie und ihre drei Kinder verhungern.
Reyna Diaz aus Mexiko braucht inzwischen sehr lange fürs Einkaufen: Sie zieht von Marktstand zu Marktstand, bis sie die billigsten Nahrungsmittel gefunden hat. Trotzdem reicht das Geld nur noch für zwei Mahlzeiten am Tag.
Von Indien über Burkina Faso bis Mexiko: Weltweit hungern Kinder, Frauen, Männer. Experten schätzen, dass sich inzwischen eine Milliarde Menschen nicht ausreichend zu essen kaufen können.
In den Elendsvierteln hat sich der Überlebenskampf mit den steigenden Lebensmittelpreisen dramatisch verschärft. In Haiti und Somalia, in Senegal und Bangladesch zogen hungrige Bürger plündernd und randalierend durch die Straßen. Die Weltbank sieht 33 Staaten wegen der Ernährungskrise von Aufständen bedroht.
SPIEGEL ONLINE hat in neun Ländern Mütter getroffen, die von ihrem Alltag erzählen. Vom Schlangestehen beim Bäcker, vom immer karger werdenden Speiseplan, von der täglichen Angst vor leeren Tellern.