Näherin droht Haft WM-Maskottchen als Polizeifalle

WM-Maskottchen Zabivaka
Foto: DYLAN MARTINEZ/ REUTERSBei der Eröffnungsfeier der WM sprach der Staatschef vom "humanistischen Potenzial" des Fußballs. Russland möchte sich als gastfreundliches und offenes Land zeigen. Bisher durchaus mit Erfolg, denn die Stimmung in den WM-Städten ist locker, größere Zwischenfälle gibt es kaum.
Doch während Wladimir Putin die Weltmeisterschaft als Chance begreift, das Image seines Landes zu verbessern, backen die Polizisten in der Millionenstadt Kasan kleinere Brötchen. Sie wollten offenbar ihre Statistik mit einem weiteren schnell gelösten Fall aufpolieren. Aber: Ohne die Polizisten hätte es das Verbrechen gar nicht gegeben.
Irina Singarowa, einer Näherin aus Kasan, die ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Tierkostümen verdient, drohen nun im schlimmsten Fall zwei Jahre Haft. Sie hatte eine Bestellung für drei Wolfskostüme angenommen. Der Kunde stellte sich als Mitarbeiter einer Werbefirma vor. Die Kostüme, erinnert sich Singarowa, sollten dem WM-Maskottchen Zabivaka nachempfunden sein, einem Wolf mit Shirt und Sonnenbrille.
Bei der Abholung der fertigen Kostüme dann die große Überraschung: Polizisten stürmten den Nähsalon. Es waren sie, die die Zabivaka-Kostüme in Auftrag gegeben hatten. Sie wollten Singarowa damit der wiederholten, illegalen Nutzung einer eingetragenen Marke überführen.
Während der Herstellung soll der Kunde immer wieder Korrekturen gefordert haben, weil die Kostüme dem WM-Wolf aus seiner Sicht nicht ähnlich genug sahen. Der Fifa soll nach Angaben der Polizei dadurch ein Schaden von umgerechnet etwa 4500 Euro entstanden sein. Derzeit prüfe ein Gutachter in Moskau, wie sehr die angefertigten Kostüme dem echten Fifa-Maskottchen ähneln.
Auf Singarowa aufmerksam wurde die Polizei, weil sie im Frühjahr bereits zwei Wolfskostüme, die allerdings nur entfernt an Zabivaka erinnern, anfertigte. Das Video dazu stellte sie online in ihr VKontakte-Profil, Russlands meistgenutztem Social Network. Doch erst der von der Polizei provozierte Wiederholungsfall machte die Sache für Singarowa jetzt richtig brenzlig.