

Moskau - Die "Admiral Gorschkow" heißt nun "Vikramaditya", übersetzt: "Tapfer wie die Sonne": Russland hat fast zehn Jahre nach der Bestellung einen modifizierten Flugzeugträger an seinen Kunden Indien übergeben. Im grauen Tageslicht des Polarkreises hat der indische Verteidigungsminister A.K. Antony im Beisein von Vizeregierungschef Dmitrij Rogosin die indische Flagge an Bord gehisst.
Die Übergabe in der verschneiten Hafenstadt Sewerodwinsk beendete ein jahrelanges Warten auf den jetzt zweiten Flugzeugträger der indischen Marine: Das Rüstungsgeschäft hatte Indien, der größte Waffenkäufer der Welt, bereits 2004 unterschrieben, der Umbau des betagten Schiffes sollte bis 2009 abgeschlossen sein. Doch Russland erhöhte den Preis, von einst 974 Millionen US-Dollar (heute 722 Millionen Euro) auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Die Auslieferung wurde auf 2012 vertagt. Am Ende verzögerte sie sich erneut um ein Jahr.
Platz für 30 Flugzeuge und 2000 Soldaten
Die ehemalige "Admiral Gorschkow" ist ein Flugdeckkreuzer, der noch für die sowjetische Marine gebaut worden war - damals unter dem Namen "Baku". 1978 wurde das 273 Meter lange Schiff in der Werft 444 in Mykolajiw auf Kiel gelegt, in Dienst wurde es im Dezember 1987 gestellt. Der Flugzeugträger wurde konzipiert, um die Senkrechtstarter Jak-38 zu transportieren. Nach den Umbauten können nun MiG-29K-Kampfflugzeuge und Kamow Ka-31-Hubschrauber vom Deck starten und landen. Für bis zu 30 Flugzeuge ist Platz und für 2000 Crewmitglieder.
Indien hat bereits einen anderen Flugzeugträger im Arsenal. Die "Viraat" hat die Regierung 1986 Großbritannien abgekauft: Die einstige "Hermes" wurde allerdings bereits 1959 gebaut und steht kurz vor der Ausmusterung. Zwei weitere solcher Schiffe werden derzeit im eigenen Land produziert und sollen 2015 und 2018 in Dienst gestellt werden.
Zurzeit versucht Indien, sein militärisches Inventar, das vor allem aus sowjetischen Zeiten stammt, zu modernisieren. In den kommenden zehn Jahren will es dafür 100 Milliarden Dollar investieren. 60 Prozent der Waffen kauft das Land momentan von Russland, der weltweiten Nummer zwei bei Waffenexporten. Die indischen Regierung sucht aber nach anderen Verkäufern und will mehr im eigenen Land produzieren.
Die "Vikramaditya" nimmt nun Kurs auf Indien. Eskortiert durch andere Kriegsschiffe wird die Fahrt zwei Monate dauern.
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Sewmasch-Werft in der verschneiten Hafenstadt Sewerodwinsk: Anlässlich der Übergabe des Flugzeugträgers "Vikramaditya" schreitet der indische Verteidigungsminister A.K. Antony eine Reihe russischer Marinesoldaten ab.
"Vikramaditya" in Sewerodwinsk: 2004 vereinbarte Indien die Lieferung des Kriegsschiffes - jetzt konnte der umgebaute Flugzeugträger erst übergeben werden. Die Kosten haben sich mehr als verdoppelt.
"Vikramaditya" noch unter dem Namen "Admiral Gorschkow" (Archivbild): Am Ende kostete das Schiff 2,3 Milliarden Dollar statt 974 Millionen Dollar.
Archivbild des Flugzeugträgers: Das Schiff wurde 1978 in der damaligen Sowjetunion auf Kiel gelegt und im Dezember 1987 unter dem Namen "Baku" in Dienst gestellt. 1996 musterte die russische Armee die "Admiral Gorschkow" aus.
Kriegsschiff "Viraat" in Mumbai: Indiens anderer Flugzeugträger steht kurz vor der Ausmusterung. Er wurde 1959 für die britische Marine gebaut.