

Bagdad - Seit dem 20. März 2003 waren die amerikanischen Truppen in Bagdad omnipräsent. Sie patrouillierten durch die Straßen, sie wachten an Checkpoints. Doch wie ist das heute? Und ist in der irakischen Hauptstadt endlich die versprochene Ruhe eingekehrt?
Frieden gibt es hier nicht. Immer wieder erschüttern Anschläge Bagdad, allein am Dienstag starben mindestens 50 Menschen bei Attentaten. Aber es gibt Orte des Friedens.
Im Abu-Nawas-Park etwa sammelten sich vor zehn Jahren Kinder, deren Eltern getötet worden waren: Traumatisierte Waisen, die Klebstoffe inhalierten und neben amerikanischen Panzern schliefen. Heute ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit grünem Rasen, Spielplätzen und Restaurants.
Die Fotografin Maya Alleruzzo, die für die Agentur Associated Press arbeitet, hat in Bagdad Plätze berühmter Fotografien aus der letzten Dekade aufgesucht. Sie hat die Szenen von damals mit heute verglichen: Eine Hand hält das Foto von früher ins Bild und erlaubt den direkten Vergleich. Alleruzzo arbeitet heute in Kairo, war aber vier Jahre in Bagdad stationiert. Für die Foto-Reportage ist sie in die Stadt zurückgekehrt.
Und die Amerikaner? "Stars and Stripes sind aus der Mode ebenso verschwunden wie aus dem Straßenbild", schrieb SPIEGEL-Reporter Alexander Smoltczyk 2011. "Auch das Autohaus Dodge hütet sich, die US-Flagge zu hissen. Es ist, als wären die Amerikaner nie da gewesen. Man spürt ihre Präsenz nur noch an den Checkpoints. Die Sicherheitskräfte dort sind allgegenwärtig."
Klicken Sie durch die Fotos von damals und heute: Wer schmückt heute den Sockel, von dem die berühmte Saddam-Statue niedergerissen wurde? Wo spielen Kinder Fußball? Und wer ist in dem Zoo zu bewundern, in dem einst nur 35 Tiere die Kriegswirren überlebten?
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Saddam Hussein ritt mit einem Schimmel unter dem Triumphbogen im Westen Bagdads durch, als das Monument 1989 eingeweiht wurde. Später patrouillierten hier US-Militärs, wie auf dem kleinen Foto von 2008 zu sehen ist. Ein Jahr zuvor hatten Iraker die gigantischen Krummsäbel noch niederreißen wollen. Heute halten irakische Soldaten hier, in der noch immer stark gesicherten Grünen Zone, Wache.
Die AP-Fotografin Maya Alleruzzo hat in Bagdad die Schauplätze berühmter Fotos der vergangenen Dekade aufgesucht und den Bildern von damals Szenen von heute gegenübergestellt. Als die US-Armee 2003 einmarschierte, floh das Zoopersonal, nur 35 Tiere überlebten die Kriegswirren. Bei einem Besuch am 20. Juli 2003 konnte ein US-Soldat immerhin ein Kamel bewundern. Heute staunen Kinder in dem sanierten Zoo über Strauße, Bären, Löwen - und noch immer über ein Kamel.
Im Abu-Nawas-Park sammelten sich Kinder, deren Eltern getötet worden waren: Die Waisen inhalierten Klebstoffe, schliefen hinter amerikanischen Panzern oder am Straßenrand, wie hier auf dem Foto von 2003. Zehn Jahre später ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel für Familien - mit grünem Rasen, Spielplätzen und Restaurants. Die Straße neben der Anlage führt zum Baghdad Hotel.
Auch dieses Bild stammt aus dem Abu-Nawas-Park. Die Waisen spielten im April 2003 mit US-Soldaten Fußball. Heute noch sammeln sich hier begeisterte Fußballer, um zu kicken, zum Beispiel mit einem Trikot des FC-Barcelona-Stürmers David Villa.
Die Bilder vom Sturz der Saddam-Statue auf dem Firdos-Platz in Bagdad gingen um die Welt. Am 9. April 2003 riss eine Gruppe US-Soldaten den Bronze-Diktator nieder. Heute ist der Sockel leer. Jemand hat Poster des antiamerikanischen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr daran geklebt; auf dem Platz fanden in den Jahren nach der Invasion auch Demonstrationen gegen die US-Truppen statt.
Dieser Junge namens Hussein auf dem Firdos-Platz war bei der Irak-Invasion der amerikanischen Truppen 2003 noch nicht geboren. Dennoch ist sein Alltag von Krieg geprägt: Als dieses Bild mit ihm am 14. März 2013 aufgenommen wurde, detonierte in Bagdad eine Serie von Bomben. Eine Explosion erschütterte auch den Firdos-Platz, das Kind "habe nicht einmal gezuckt", so Fotografin Alleruzzo.
In dem Stadtviertel Karrada gehen Iraker shoppen, die Restaurants haben bis in die Nacht geöffnet. Schon nach der Invasion 2003 kündeten hier neue Kühlschränke, Kinderfahrräder und Kerosinöfen von erstem Wohlstand. Doch dann erschütterte eine blutige Gewaltwelle ab 2008 das belebte Quartier: Autobomben explodierten, Selbstmordattentäter sprengten sich in die Luft, es gab gezielte Anschläge auf Politiker. Heute hat sich die Lage etwas beruhigt.
170.000 Kostbarkeiten lagerten in dem Nationalmuseum, als die US-Truppen in Bagdad einmarschierten: Tontafeln, Werkzeuge, Amulette, Ringe, Statuen, Gefäße - oft mehrere tausend Jahre alt. Doch dann kamen die Plünderer, raubten die Schätze aus den Sälen oder rissen sie von den Wänden. Der internationale Kunstmarkt war voll von Beutestücken aus dem Irak. Zwar kamen viele Objekte zurück, allerdings werden noch Tausende Stücke vermisst.
Die Palmen standen schon 2003 beim Nationalmuseum, als das kleine Bild aufgenommen wurde, der amerikanische Panzer ist verschwunden. Immer wieder werden geraubte Kunstschätze aus der Sammlung weltweit entdeckt, manchmal durch Zufall. In einem Lager des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki wurden 2010 mehr als 600 historische Kunstschätze gefunden - zwischen Küchengeschirr.
Autos und Motorroller brausen auf einer Straße in dem Viertel Karrada. Vor fünf Jahren war genau dieser Ort Schauplatz eines blutigen Anschlags. Am 7. März 2008 starben hier 53 Menschen, 130 wurden verletzt.
Auch in Bagdad gibt es einen Tahrir-Platz. 2006 kontrollierten hier noch irakische Soldaten an einem Checkpoint, denn damals explodierten in der Gegend oft Bomben. Heute versammeln sich auf dem Platz Bürger zu Demonstrationen gegen die Regierung. Kandidaten lächeln von Wahlplakaten. Im April sollte in zwei Provinzen gewählt werden. Doch wegen der erneut kritischen Sicherheitslage wurde die Abstimmung verschoben.
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