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Briefe

Australische Erfahrung
aus DER SPIEGEL 27/1981

Australische Erfahrung

(Nr. 25/1981, Fortpflanzung: Künstliche Befruchtung, Retortenbabys und »Ersatzmütter")

Kürzlich wurden in Australien nach künstlicher Befruchtung und Transplantation Zwillinge geboren. Grundsätzlich ist die wichtigste Erkenntnis der Australier, daß ein erfahrener Reproduktionsbiologe, der mit in vitro Befruchtung, Embryokultur und Transplantation erfahren ist, gleichberechtigt im Ärzteteam mitarbeitet und in der Frauenklinik ein optimal ausgestattetes Labor erhält.

Nach meinen Kenntnissen (ich arbeite seit 10 Jahren erfolgreich tier-experimentell auf dem Gebiet) sind in unserem Lande bisher Erfolge auf diesem Gebiet ausgeblieben, da in keiner Klinik Gynäkologen bisher bereit waren, erfahrene Reproduktionsbiologen in ihre Teams aufzunehmen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat aus den geschilderten Gründen Anträge renommierter deutscher Gynäkologen auf finanzielle Unterstützung nicht unterstützt.

Obwohl der Druck von betroffenen Ehepaaren sehr groß ist, sollten Geburtshelfer S.11 von sich aus auf Experimente mit menschlichen Eizellen und Spermien verzichten, wenn die Ausstattung ihrer Klinik unzureichend ist.

Das scheint eine billige Forderung zu sein, aber die Aussicht, in Deutschland auf diesem Gebiet zum erstenmal erfolgreich zu sein, hat Ärzte bei uns nicht davon abgehalten, einer großen Zahl von Patientinnen Eizellen zu entnehmen, die weder in vitro befruchtet noch erfolgreich transplantiert werden konnten.

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, daß die Gefahr, bei derartigen Versuchen ein mißgebildetes Kind zu erzeugen, nach meiner Meinung sehr gering ist. Da bisher trotz langjähriger Erfahrung im Tierexperiment nach in vitro Befruchtung, Embryokultur und Transplantation keinerlei mißgebildete Nachkommen entstanden, ist das Risiko für das Kind, eine Mißbildung zu tragen, nicht größer als nach normalen Schwangerschaften und damit deutlich geringer als bei Ehepaaren, die beispielsweise beide Träger rezessiver Erbkrankheiten sind.

Berlin PRIV.-DOZ. DR. MED. HORST SPIELMANN Institut für Toxikologie und Embryonalpharmakologie am Universitätsklinikum Charlottenburg

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