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Axel Springer

aus DER SPIEGEL 48/1966

Axel Springer, 54 (M.), Hamburger Verleger, bereiste Anfang dieses Monats anläßlich der Grundsteinlegung für die von ihm gestiftete Bibliothek des Israelischen Nationalmuseums eine Woche lang das Heilige Land und besuchte dort auch die außerhalb Jerusalems errichtete Gedenkstätte für die im Dritten Reich ermordeten Juden, wo er eine Gedenkflamme zu Ehren der Toten anzündete. Bei dieser Zeremonie trug Springer eines jener Käppchen, die am Eingang des - nur mit Kopfbedeckung zu betretenden - Gebäudes an alle barhäuptig erscheinenden Besucher ausgeliehen werden. In mehreren Gesprächen mit Israelis erzählte der Verleger, er fühle sich so sehr mit Jerusalem verbunden, daß er für die Eröffnung seines Berliner Verlagshauses an der Jerusalemer Straße im Oktober eigens Oskar Kokoschkas Jerusalem-Gemälde für einen Tag aus dem Detroiter Institute of Arts ausgeliehen habe. Dem Jerusalemer Oberbürgermeister Teddy Kollek berichtete Springer: »Vor zwölf Jahren waren ich und mein Sohn in Bergen -Belsen, als dort eine Gedenkfeier für Nazi-Opfer stattfand. Es war ein kalter, regnerischer Abend. Plötzlich sagte ich zu meinem Sohn: Wühle in dieser blutigen Erde, fühle mit deinen eigenen Händen die schrecklichen Dinge, die hier geschahen. Eines Tages wirst du an meiner Stelle sitzen und ein großer Teil der deutschen Presse wird von dir beherrscht werden. Niemals sollst du vergessen, was hier vor wenigen Jahren geschah.« Springer, nachdem er im Kennedy-Gedenkwald nahe Jerusalem mit zwei leitenden Angestellten seines Verlages Bäume gepflanzt hatte und anschließend gefragt worden war, welcher von ihnen wohl am höchsten wachsen würde: »Natürlich meiner.«

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