Bananenrepublik Brasilien
Während Brasiliens neuer Staatspräsident Itamar Franco mit überholten nationalistischen Wirtschaftskonzepten versucht, die schwere Rezession im Lande zu mindern, verkommt das Land zur Bananenrepublik: Als Franco die hohen Gehälter von 300 000 leitenden Angestellten in Staatsfirmen (bisweilen 10 000 Dollar Monatseinkommen) kritisierte, mußte er sich entgegnen lassen, daß er selbst einer völlig veralteten und heruntergewirtschafteten staatlichen Schiffahrtsfirma 300 Millionen Dollar zugeschanzt hat. Die neue Affäre war noch kaum bekannt, da gab es den nächsten Skandal: Die Mörder des legendären Regenwaldschützers Chico Mendes und sieben Komplizen, die vergangene Woche aus dem Gefängnis von Rio Branco entkamen, mußten bei der Flucht lediglich ihre Zellengitter durchsägen. Das mit einigen hundert Insassen belegte Gebäude wird nur von fünf Aufsehern kontrolliert und ist nicht einmal mit einer Außenmauer gesichert. Vergebens hatte die Landarbeiter-Gewerkschaft, der Mendes einst vorstand, vor dem absehbaren Ausbruch gewarnt. Aus Angst vor der Gewalt der Großgrundbesitzer und Drogenschmuggler haben inzwischen Umweltgruppen und Gewerkschaften Mitarbeiter aus der Amazonasregion wieder abgezogen.