Luftwaffe Bedingt kampffähig
Eine Reihe Unfälle bei der Luftwaffe ist nach Meinung von Piloten auf die Kürzungen im Wehretat zurückzuführen. Weil die Zahl der Flugstunden für Jet-Piloten drastisch reduziert worden sei, so die Klage, mehrten sich Unfälle, die auf einen Mangel an Routine zurückzuführen seien. So stürzte ein Tornado im Wert von mehr als 40 Millionen Mark voriges Jahr bei Cloppenburg aus neun Kilometern Höhe ab, weil die Besatzung nicht rechtzeitig bemerkt hatte, daß sie zu langsam flog. Während die Nato noch immer an der Vorgabe aus dem Kalten Krieg festhält, daß Kampfbesatzungen mindestens 240 Stunden pro Jahr fliegen müssen, hat die Luftwaffe ihr Soll vor zwei Jahren auf 150 Stunden reduziert. Tatsächlich aber erreichen die Besatzungen wegen der verringerten Mittel für Wartung und Treibstoff im Durchschnitt nur noch etwa 120 Stunden. Sie gelten damit als »combat ready« (kampffähig), obwohl allein für den Erhalt der Pilotenlizenz 70 Stunden vorgeschrieben sind. Das Übungspensum der Flieger wird auch dadurch geschmälert, daß Generäle und andere Stabsoffiziere, die niemals Kampfeinsätze fliegen werden, für den Erhalt von Lizenz und Fliegerzulage »Stunden abschrubben« (Luftwaffen-Jargon). Kritiker in den Geschwadern warnen bereits vor »holländischen Verhältnissen": Die Luftwaffe der Niederlande führt ihre berüchtigt hohen Absturzziffern darauf zurück, daß sie sich noch weniger Flugstunden leisten kann als die deutsche.