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Briefe

Berufsbild
aus DER SPIEGEL 17/1972

Berufsbild

(Nr. 11 bis 16/1972, SPIEGEL-Serie

über das »Geschäft mit der Krankheit") Ich protestiere hiermit ausdrücklich und mit aller Schärfe gegen Ihre diffamierende und unqualifizierte Artikelserie. Sie entspricht genau dem derzeitigen Trend, den freiberuflichen Arzt und seine Tätigkeit zu liquidieren. Es dürfte kein Zufall sein, daß Krankenkassenverband-Tagung, WWI-Studie und Ihre Serie im Einklang mit der aggressiven Tätigkeit der Gewerkschaften in einer Schußlinie liegen! Ich fordere hiermit den Schreiber auf, kostenlos, unter Gewährung von »freiem Kost und Logis« Einblick in meine umfangreiche Praxis zu nehmen, sieh mit meinen Patienten zu unterhalten. Zu Ihrer Information: Ich bin 57 Jahre alt, Herzinfarkt vor zwölf Jahren, vier Jahre Kriegsgefangenschaft, Ostzonenflüchtling, trotzdem Aufbau einer großen Facharztpraxis, ansonsten Nichtleser Ihres Blattes. Zu persönlicher Aussprache, unter sachlichen Aspekten, jederzeit bereit, am besten nach 21 Uhr, d. h. nach Sprechstundenende!

Idar-Oberstein (Rhld.-Pf,)

DR. MED. HANS-JOACHIM QUAST

Ihre Serie war großartig -- sie war überfällig -- unsere Medizinmänner sind eins der letzten Relikte archaischer Gesellschaftsstrukturen.

Saarbrücken HANS B. BECKER Oberstudienrat

Durch den Augenspiegel gesehen -- Verkaufsparole Schmutz und Schand, jetzt widme Dich dem Ärztestand! Führ« Dich nur auf recht zeitungsfachlich, radier, was konstruktiv und sachlich, und drucke sauer und sehr fett, denn so was find't der Leser nett. Wer lebt vom Nörgeln und vom Tösen, der will Probleme ia nicht lösen. Belach' des Arztes Etikette, Du gehst noch ohne es zu Bette und wirst vom Flücht'gen hochgeschätzt -- doch der Patient lacht nicht zuletzt. San Francisco (Kalifornien)

PROF. DR. MED. HANS-JOACHIM BURHENNE

Was soll eigentlich das Gejammer wegen der Kosten eines zu erstellenden Krankenhausbettes? Vergleichen Sie doch mal die Summe für das Olympiazeltdach mit dem Betrag, der für die 1042-Betten-Klinik in Hamburg-Altana gezahlt wurde.

Itzehoe (Schl.-Holst.)

P. BENTHIEN

Wieder mal habt Ihr Stehkragenkritiker es fertiggebracht, durch einen Wust von -- zugestanden, wenn richtig interpretiert: brauchbarer -- Statistik und reichlich Gelaber die Karikatur einer Analyse auf die Beine zu stellen.

Essen WOLFGANG RUF

cand. med.

Ergreift denn niemand Partei für die Ärzte in Anbetracht ihres täglichen und nächtlichen Einsatzes für den Patienten? Ist das alles nichts? Nur, weil der oder jener Euren Unmut erregt hat? Diese traurige Bilanz der Inaktivität

ihrer Patienten sollte den Ärzten zu denken geben.

Karlsruhe DR. MED. DIERCKSEN

Ihre Serie -- soweit sie die ärztliche Versorgung der Landbevölkerung betraf -- kann nur Punkt für Punkt unterstrichen werben.

Aukrug (Schl.-Holst.) INGO ZIEHM

Der wirklich Kranke ist bei einem solchen Gesundheitswesen bedauernswert. Andererseits wird der Simulant in vielen Fällen vordatiert für mindestens acht Tage krankgeschrieben.

Herrenwies (Bayern) DR. H. WILHELM WARTH

Was sagt denn unsere hochverehrte Frau Strobel zu diesen Praktiken?

Köln HEINRICH KÖRFGEN

Der kürzeste und damit vernünftigste Weg zur Verrechnung ärztlicher Leistungen ist der zwischen Arzt und Patient.

Bad Wörishofen (Bayern)

DR. MED. MATH. FEHRENBACH Kurarzt u. prakt. Arzt

Haben Sie bei Franz Josef nach demselben Rezept gekocht? Dann muß er mir leid tun, obwohl er mir bei Gott zuwider ist.

Augsburg DR. MED. G. JILLY

Ohne hierzu in irgendeiner Weise wertend Stellung nehmen zu wollen, hoffe ich, daß eine Serie mit ebensolcher Akribie und im üblichen SPIEGEL-Jargon die Kehrseite der Medaille aufzeigt: nämlich »Das Geschäft mit dem Kranksein«.

Klagenfurt (Österreich) DR. HAUMAR SACHER Präsident der Ärztekammer für Kärnten

Nach der Lektüre Ihrer Serie kann man nur beten, daß man gesund bleibt.

Hainhausen (Hessen) RUDOLF THIELE

Der Anspruch, sprich Anmaßung. etwas Bedeutendes zu sein, steht in keinem Verhältnis zu den Leistungen der meisten Ärzte. Man wird Sie sehr angreifen, aber das nehmen Sie man gelassen hin. Ihre Serie bleibt jedenfalls das Beste, was Sie seit langer Zeit gedruckt haben.

Hildesheim URSULA HOFFMANN

Nur vermisse ich einen Beitrag. was die Privatpatienten anbetrifft, denn die werden von den Ärzten doch am meisten geschröpft.

Frankfurt ERNA MAYER

Der wirklich kranke, hilflose Mensch empfindet ganz anders als der gesunde und ist aus tiefstem Herzen dankbar, wenn ihm von Ärzten, Schwestern und Pflegern geholfen und die Pein gelindert wird.

Bonn HANS-ALBERT FECHT

Kein fortschrittlicher und kritischer Bürger unseres Staates -- ob Arzt oder nicht -- wird Mängel oder Schwierigkeiten in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung bestreiten. Das ist im Ausland nicht anders als bei uns, und jedes System wird reform- und korrekturbedürftig.

Berlin DR. K.-H. LEIDREITER

Frank Lloyd Wright verglich einmal die Architekten mit den Ärzten: die Ärzte, die nähen ihre Fehler zu, aber die Architekten, die können auch nicht mit Bäumen und Hecken ihre Fehler verbergen. Nur weiter so! Tatsächlich werde ich doch mein SPIEGEL-Abonnement verlängern lassen.

Karlsruhe GUNTER PUESCHEL

Beinahe hätte ich den SPIEGEL für alle Zeit in die Ecke geworfen. Wegen obiger Serie freue ich mich, daß ich es nicht getan habe. Da wir meist Patienten sind oder aber noch welche werden, tritt diese Serie für die ureigensten Interessen jedes Lesers ein.

Garmisch-Partenkirchen FRANZ BARTH

Ich finde es unverantwortlich, nur Negatives über einen Berufsstand zu schreiben, mit dem jeder Bürger in seinem Leben mal Bekanntschaft machen muß. Vom »Arzt als Arznei« haben Sie scheinbar noch nie etwas gehört?

Gütersloh (Nrdrh.-westf,)

DR. MED ROLF GÜTHENKE

Hier handelt es sich nicht mehr um harte, konstruktive Kritik, sondern um ideologisch bedingte, gezielte Disqualifikation durch Rufmord!

Hamm (Nrdrh.-Westf.)

DR. RAINER EICKENBUSCH

Wie wäre es mit einer gleichartigen Untersuchung über Deutschlands Journalisten?

Bad Salzuflen DR. H. GELINSKY

Alle SPIEGEL-Redakteure hocken ständig im Hamburger »Pressestübchen«, versaufen ihre unangemessen hohen Gehälter und nennen das Recherchieren. Sie verfassen ihre objektiven, fundierten und kritischen Artikel

zum Beispiel über die deutschen Ärzte -- immer am Tresen, denn sie wissen ja: Sie sind das Gewissen der Nation! Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich kenne einen SPIEGEL-Redakteur.

Hamburg DR. MED. H. FEHLAUER

Schon die Bibel stellt fest, daß die Ärzte eine Strafe Gottes »sind. In Jesus Sirach Kapitel 38, Vers 15, steht nämlich geschrieben (Luther-Übersetzung): »Wer vor seinem Schöpfer sündigt, der müsse dem Arzt in die Hände kommen.«

Oelde (Nrdrh.-Westf.) JOSEF FRENKEN

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