Bitte ausziehen
Auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz »ist jeder dritte Passant ein Pole«. Und: »Die polnische Sprache ist hierbeinahe eine amtliche geworden.« Mit diesen Feststellungen garnierte das Polen-Blatt »Zycie Warszawy« eine fünfspaltige Reportage über den Genossen-Grenzverkehr, der nach Aufhebung des Paß- und Visumzwangs von Januar bis März bereits 650 000 Polen zur Kauf-Tour in die DDR trieb. Der »Zycie Warszawy«-Reporter registriert:
»Es gibt hier (im Centrum-Warenhaus) mehr polnische Kunden als einheimische ... Seit der Öffnung der Grenze ist der Umsatz mehrfach gestiegen, und meine Berliner Bekannten erzählten mir, daß sie dort schon nicht mehr einkaufen, weil das Gedränge zu groß ist. In der Tat: am größten ist das Gedränge bei den Ständen mit Kleidung, Schuhen, Spielzeug, Haushaltswaren und in der Kosmetik-Abteilung. Schon in den frühen Morgenstunden, bevor noch das Geschäft geöffnet wird, stellen sich lange Menschenschlangen ein.«
Am 1. April veröffentlichte das Warschauer Wochenblatt »Polityka« in einem Satir-Sprachführer »Polnisch-deutsche Gesprächsübungen":
»Ich gebe es Ihnen hier, und Sie geben es mir drüben wieder«; »es ist auszuhalten, aber bei uns ist es besser (schlechter, genauso)«; »folgen Sie mir unauffällig«; »eigentlich nicht, aber mein Mann ist weggefahren«; »wenn sie auch die Grenze mit der Türkei aufmachen, dann können Sie handeln, wir haben feste Preise«; »ziehen Sie sich bitte aus«; »gehen wir in den Hausflur«.