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PERSONALIEN Bokassa I., Helmut Schmidt, Klaus Bölling, Faye Dunaway, Alfred Dregger, Heinz Kühn, Denis Payot, Werner Höfer

aus DER SPIEGEL 46/1977

Bokassa I., 56 (Photo r.), selbsternannter Kaiser des Zentralafrikanischen Reiches und damit Herrscher über eines der ärmsten Länder der Welt, sicherte sich für die prunkvolle Ausstattung seiner Krönung am 4. Dezember die Mithilfe des Murnauer Malers Hans Linus. Linus, der unter anderem auch schon die kaiserliche Familie von Persien porträtierte, soll Bokassas offizielles Krönungsbild malen. Die Skizzen und Gemälde-Entwürfe, für die der Afrikaner den bayrischen Künstler zweimal mit seinem Privat-Jet nach Bangui einfliegen ließ, blieben für Linus (Photo l., mit Skizzen) nicht ohne Folgen: »Es gab Küßchen, drei rechts und drei links.« Bokassas Untertanen werden am Tag der Inthronisierung ihren Kaiser überlebensgroß bewundern können: Das Werk wird 2x3 Meter messen.

Helmut Schmidt, 58, Bundeskanzler, hält sich neuerdings durch Massage fit. Einmal wöchentlich läßt Schmidt sich zum Durchwalken in eine Bonner Orthopäden-Praxis chauffieren. Der Kanzler, dem zuweilen die Bandscheibe Schmerzen bereitet, leidet unter Mangel an Bewegung: Zu Fuß geht er täglich nur den Hundert-Meter-Weg vom Kanzler-Bungalow in sein Büro. Selten bleibt Zeit zu einem Tischtennisspiel. Als Partner für die Kanzlerspiele an der grünen Platte, die kaum einmal vor Mitternacht beginnen, halten sich Schmidts Hamburger Sicherheitsbeamte, seine Frau Loki und Pressestaatssekretär Klaus Bölling bereit.

Klaus Bölling, 49, Bonner Regierungssprecher, legte sich mit einem Lufthansa-Piloten an. Der Kapitän eines LH-Flugs zwischen Köln/Bonn und Hamburg weigerte sich, Böllings Sicherheitsbeamte bewaffnet an Bord seines City-Jets zu lassen. Trotz Protest des Pressechefs setzte sich der Lufthansa-Mann durch: »An Bord bin ich der Chef.« Böllings Kriminalbeamte leerten das Magazin ihrer Pistolen, und der Kapitän nahm die Waffen in verschlossenem Umschlag mit ins Cockpit.

Faye Dunaway, 36, amerikanische Aktrice, steht in ihrem nächsten Film selbst hinter der Kamera: In dem Mörder-Streifen »Eyes« mimt die langbeinige Blondine eine New Yorker Modephotographin (Photo o.). Produziert wird der Film von dem Ex-Haarkünstler und Barbra-Streisand-Gefährten Jon Peters. Als Peters auf die innige Beziehung zu seiner Hauptdarstellerin angesprochen wurde, antwortete er lakonisch: »Mit der einen Dame lebe ich und mit Faye, der anderen Dame, arbeite ich.«

Alfred Dregger, 56, hessischer CDU-Chef, lud 120 Techniker des Hessischen Rundfunks (HR) für Montag dieser Woche »zu einem gemütlichen Beisammensein mit Abendessen« in das Frankfurter Restaurant »Fontana« ein. Er wolle sich, schrieb Dregger in die Einladung an Kameraleute und Cutterinnen, »einmal für die Mühen bedanken, die Sie während des ganzen Jahres mit uns Politikern haben«. Die Einladungen gaben Gewährsleute im Frankfurter Sender nur an ausgesuchte Techniker weiter. Der HR-Personalrat sorgte für Ausgewogenheit: Er ließ am vergangenen Freitag 150 Einladungen nachdrucken -- für die Mitarbeiter, die Dregger nicht berücksichtigt hatte.

Heinz Kühn, 65, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident, wurde von Springers »Welt« als kritischer Begutachter eingespannt. In einer Eigen-Anzeige des Bonner Blattes ("Warum lesen Sie die »Welt«, Herr Kühn?") befand der Sozialdemokrat: »Die Probleme übersichtlich präsentiert, einseitig kommentiert, die Artikel kämpferisch engagiert, gut geschrieben, meiner Gesinnung zumeist unfreundlich gesonnen -- das ist die »Welt«. Gerade darum lese ich sie!«

Denis Payot, 35, Genfer Rechtsanwalt und Vermittler, überraschte zu Beginn seiner Tätigkeit im Fall Hanns Martin Schleyer die Bundesregierung durch seine Fähigkeit, an zwei Orten zugleich sein zu können. Des Rätsels Lösung ließ das Bundeskriminalamt (BKA) vor Ort erkunden: Payots Zwillingsbruder Luc, ebenfalls Jurist und dem von Bonn beauftragten Vermittler zum Verwechseln ähnlich. Zwar erklären Bundesregierung und BKA übereinstimmend, die Existenz von Zwillingsbruder Luc habe sich nicht nachteilig bei den Verhandlungen ausgewirkt, gleichwohl räumt ein Krisenstab-Teilnehmer ein: »Wir wußten manchmal nicht, mit welchem Payot wir es zu tun hatten«

Werner Höfer, 65, Ex-Programmdirektor des Westdeutschen Rundfunks (WDR), seit Oktober dieses Jahres »Diplomatischer Korrespondent« im Bonner Büro des »Stern« und Gastgeber der neuen ARD-Talkshow »Auf den ersten Bick«, riet nach kurzer Begutachtung seines ersten Show-Gastes tapfer drauflos: Wenn einer sich am Himalaja und in den Anden herumtreibt und gelegentlich einen »vereisten Bart« hat -- was ist der wohl? »Schauspieler«, mutmaßte Höfer, »Schriftsteller«, »Literat«; dann war er »am Ende mit meinem Latein«. Hat Höfer (Photo) wirklich nicht gewußt, wer ihm als »unverhoffter«, unbekannter Gast vors blaue Auge trat -- wie die Sendung es befahl? Oder hatte er sich, eine Woche vorher, aus dem Gruner -1- Jahr-Archiv die Akte über den Bergsteiger Reinhold Messner (Photo l.) schicken lassen und den Zuschauern eine Komödie vorgesetzt? Bange Frage, die nun Blättter von »Konkret« über »Gong« bis zur »Süddeutschen Zeitung« bewegt. Der »Stern« verordnete mittlerweile Nachrichtensperre. Pathetisch ("Ich schwöre") weist der Frühschöppner die rufschädigenden Anwürfe zurück, will aber gleichwohl keinen Prozeß anstrengen. Wie es überhaupt zu dem »Schwindler«-Verdacht kommen konnte, erklärt sich Höfer mit »Mystifikationen«. So bediene man sich »bei von mir nicht veranlaßten Anfragen gegenüber Dritten meines Namens«. Kann also sein, daß beim »Stern« nicht Höfer die Personalakte Messner anforderte, sondern ein Anrufer, der sich Höfer nannte. Hatte der Fernsehmann doch auch unlängst, im »Glashaus« sitzend, in einer kritischen Sendung sich über Talkmeister mokiert, die vor dem Auftritt in Archiven wühlen.

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