ZEITGESCHICHTE Bündnis mit dem Feind
Die polnische Heimatarmee Armia Krajowa (AK) kooperierte während des Zweiten Weltkriegs zeitweilig mit SS und Wehrmacht. Das belegen Dokumente aus einem Moskauer Archiv, die der Historiker Bernhard Chiari in der Zeitschrift »Osteuropa« veröffentlicht hat. Die AK, die der polnischen Exilregierung in London unterstand, kämpfte zunächst gegen die deutschen Besatzer für ein freies Polen. Doch ab 1943 lieferten sich AK-Kämpfer mit sowjettreuen Partisanen vor den Augen der deutschen Besatzer in Ostpolen, Weißrussland und Litauen einen brutalen Bürgerkrieg; die Polen verbitterte, dass Stalin 1940 bei Katyn tausende polnischer Offiziere hatte erschießen lassen.
Anfang 1944 schlug die AK Wilna den Deutschen Verhandlungen über eine Kooperation vor. Der »Hass auf den Bolschewismus« sei bei Polen und Deutschen gleich »groß«. Die AK, notierte SS-Oberführer Wilhelm Fuchs, sei »die einzige Kraft, die in der Lage ist, die bolschewistisch-jüdischen Banden niederzuhalten«. Am 7. Februar 1944 vereinbarte AK-Oberst Aleksander Krzyzanowski für die Wilnaer Region einen »Burgfrieden«. Die Deutschen boten Waffen, Medikamente und die Versorgung von Verwundeten an. Die Polen wollten langfristig Hitler mit 18 Infanteriebataillonen gegen die Sowjets unterstützen. Dafür verlangten sie ein Ende des deutschen Terrors und die Anerkennung der polnischen Grenzen von 1939.
Zur »Probe der deutsch-polnischen Zusammenarbeit« unterstellte die AK die 3. polnische Partisanenbrigade deutscher Führung. Sie bekam Kartenmaterial, deutsche Spionageerkenntnisse und griff auf deutschen Befehl hin sowjetische Partisanen an. Zum dauerhaften Bündnis kam es dennoch nicht. Die Londoner Exil-Regierung lehnte eine flächendeckende Zusammenarbeit mit den Nazis ab; nur einige kleinere AK-Einheiten kooperierten danach noch mit den Deutschen. Als Stalin 1944 Wilna eroberte, ließ er die Führung der AK deportieren, viele AK-Kämpfer wurden verhaftet.