Das ist der Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme
Last-Minute-Wissen für die Bundestagswahl
Von
Steffen Lüdke


Dieser Beitrag wurde am 23.09.2017 auf bento.de veröffentlicht.
Am Sonntag ist Bundestagswahl und jeder Wähler darf zwei Kreuze machen: Links ein Kreuz für die Erststimme und rechts ein Kreuz für die Zweitstimme.
Mit der Erststimme entscheidest du, welcher Direktkandidat deinen Wahlkreis im Bundestag vertreten soll. In Deutschland gibt es insgesamt 299 Wahlkreise. In jedem davon leben im Durchschnitt 250.000 Menschen (bpb).
Wer taktisch wählen und seiner Stimme möglichst viel Gewicht verleihen möchte, könnte sich zum Beispiel anhand des Ergebnisses der letzten Bundestagswahl anschauen, welche Politiker überhaupt eine Chance haben, den Wahlkreis zu gewinnen.
Liefern sich zwei Politiker in deinem Wahlkreis ein Kopf-an-Kopf-Rennen, könntest du mit deiner Stimme zumindest theoretisch das Rennen für denjenigen entscheiden, der dir lieber ist. Wenn du dagegen für einen Kandidaten stimmst, der völlig abgeschlagen ist, wird das mit ziemlicher Sicherheit keinen Unterschied machen.
Die Zweitstimme ist wichtiger, denn durch die Gesamtheit aller Zweitstimmen wird am Ende festgelegt, welche Partei wie viele Sitze im Bundestag bekommt. Das entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse. Wer hat die Macht? Wer wird Bundeskanzler? Das kannst du mit deiner Zweitstimme beeinflussen. Deswegen geht es auch bei den Hochrechnungen am Wahlabend meist um die Zweitstimme. (bpb)
Das Prinzip (ein bisschen vereinfacht):
Angenommen eine Partei gewinnt 45 Wahlkreise und bekommt deshalb 45 Sitze für Direktkandidaten. Laut Zweitstimmenverhältnis stehen ihr aber nur 40 Sitze zu. Was jetzt? Sie bekommt fünf Überhangmandate.
Um das Machtverhältnis wieder an das Ergebnis der Zweitstimmen anzupassen, wird der Bundestag größer gemacht, die anderen Parteien bekommen zusätzliche Sitze, sogenannte Ausgleichsmandate.
Eine Möglichkeit: Koalitionen beeinflussen. Angenommen ich möchte, dass Angela Merkel (CDU) Kanzlerin bleibt. Es ist ziemlich klar, dass sie dafür mindestens einen Koalitionspartner braucht. Mir wäre aber eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen viel lieber als eine Koalition aus CDU/CSU und FDP. Also könnte ich die Grünen wählen in der Hoffnung, dass sie gestärkt werden und so eine Koalition mit der CDU/CSU wahrscheinlicher wird. Dazu muss man aber ziemlich genau auf die aktuellen Umfragen schauen – und es kann auch einfach schief gehen, weil andere Koalitionen entstehen, als vorher kalkuliert.
Eine andere Überlegung: Vielleicht lieber keine Partei wählen, die mit Sicherheit nicht über fünf Prozent kommt. Die Stimme wäre verschenkt argumentieren einige. Der Gedanke dahinter: Wer beispielsweise verhindern will, dass die AfD drittstärkste Partei wird, sollte seine Stimme lieber Grünen, FDP oder der Linken geben, als eine Kleinstpartei zu wählen, die eh nicht in den Bundestag einzieht.
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