BURKHART SCHNEIDER
BURKHART SCHNEIDER
ist Professor für Neuere Kirchengeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana und gilt neben seinem Lehrer Hugo Rahner als der beste Kenner des Jesuitenordens und seiner Geschichte unter den deutschen Wissenschaftlern. Mehrere Wochen lang wird der Orden - die »Gesellschaft Jesu« ("Societas Jesu«, abgekürzt SJ) - im Blickpunkt stehen: Seit vergangenem Donnerstag tagt in Rom die »Generalkongregation«, das Parlament des Ordens. Seine mehr als 200 Mitglieder haben im vergangenen Jahr den Spanier Pedro Arrupe zum neuen Jesuitengeneral gewählt und sollen nun den künftisen Kurs des größten, einflußreichsten und umstrittensten Ordens der katholischen Kirche festlegen.
Fast so alt wie der Orden ist auch die Gregoriana, an der Schneider seit 1955 lehrt. Sie wurde 1551 als »Römisches Kolleg« von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, eröffnet und später noch ihrem Förderer Papst Gregor XIII. benannt.
Sechs Heilige, 30 Selige, zwölf Päpste und Hunderte von Kardinälen und Bischöfen haben an der Gregoriana studiert. Zu den Studenten dieser Universität, die Oberhirten wurden, zählen auch der Münchner Erzbischof Julius Kardinal Döpfner und weitere zwölf heute amtierende deutsche Bischöfe und Weihbischöfe. Die Professoren, die rund 2500 Studenten aus 80 Ländern in lateinischer Sprache unterrichten, gehören ausnahmslos dem Jesuitenorden an.
Der Kirchenhistoriker Schneider, 49, studierte in Feldkirch-Pullach, in Innsbruck und an der Gregoriona. Die Ausbildung Schneiders wurde durch sechsjährigen Kriegsdienst unterbrochen, den der damals noch nicht zum Priester geweihte
Jesuit zunächst in der Luftwaffe und später in der Division »Hermann Göring« leisten mußte. Schneider blieb Soldat, als Hitler 1941 die Jesuiten für wehrunwürdig erklärte; Schneiders Vorgesetzte ignorierten den Führerbefehl. Letzter Dienstrang: Unteroffizier.
Der Gelehrte, der beide Doktorarbeiten über Themen aus der Gründerzeit des Ordens geschrieben hat, gab die Autobiographie des Ordensgründers Ignatius von Loyola in deutscher Sprache und die Briefe des ersten deutschen Jesuiten Canisius heraus und verfaßte zahlreiche Beiträge über die Ordensgeschichte für Lexika und Zeitschriften.
Er gehört einer Arbeitsgruppe an, die die Akten des Heiligen Stuhls zum Zweiten Weltkrieg herausgibt. Eine von Schneider besorgte Ausgabe der Briefe, die Pius XII. in den Jahren 1939 bis 1944 an deutsche Bischöfe geschrieben hat, ist 1966 im Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, erschienen.