SCHEIDUNG Buße im Schuldturm
Der New Yorker Stadtpolizist Edward Eddington, 60, und der kalifornische Army-Captain Reuben Kidd, 39, wurden vor Jahren von ihren Frauen schuldhaft geschieden und jetzt berühmt.
Die beiden einst unbekannten Soldaten des Krieges zwischen den Geschlechtern gründeten nach der verlorenen Schlacht - Kidd 1961, Eddington 1964 -Kampforganisationen, denen sich Tausende geschiedener Amerikaner angeschlossen haben. Ziel: Abschaffung der Unterhaltszahlungen an alle Ex-Ehefrauen, die kinderlos und jung genug sind, sich selbst zu ernähren.
In den letzten Monaten gewann der Angriff auf die Alimente »zunehmend an Schwung« (so die »New York Times"). Die Zahl-Pflicht drückt zu schwer. Die 1,3 Millionen Amerikaner, die meist auf Betreiben ihrer Frauen aus den Ehediensten entlassen wurden, müssen jährlich schätzungsweise vier Milliarden Dollar an die Teuren überweisen.
Die Scheidungsgesetze der meisten amerikanischen Bundesstaaten benachteiligen den Mann. Eine Frau kommt mit der Klage wegen seelischer Grausamkeit oft leichter durch als ein Mann mit dem Beweis eines handfesten Ehebruchs.
Ein Fall aus den Akten der Kidd-Organisation: Ein Scheidungs-Aspirant hatte gemeinsam mit einem Freund den Mißbrauch seines Ehebettes beobachtet. Kein Grund zur Klage, argumentierte der Richter, »Sie hätten ja abpfeifen können, bevor der Spaß begann.«
Drei von vier Scheidungsprozessen werden von Frauen gewonnen. Bei der Unterhalts-Festsetzung üben die Richter oft Ritterlichkeit auf Kosten des Ehemanns. Rund ein Drittel seines Einkommens muß der Geschiedene berappen. Er entrichtet damit seinen Obolus an eine Gesellschaft, in der die Frau dominiert (mehr als die Hälfte des US-Aktienkapitals wird von Frauen verwaltet).
Alimenten-Gegner Eddington, bereits vor 35 Jahren geschieden, wurde, wie er meint, besonders gemein gefleddert. Obwohl er jahrelang brav und geduldig zahlte (insgesamt 35 000 Dollar), ließ ihn seine Ex-Frau ins New Yorker Schuldner-Gefängnis Werfen, als er zweimal, durch Krankheit bedingt, in Zahlungsverzug geriet.
Dieser altmodische Schuldturm ist eine New Yorker Spezialität. Gläubiger können rückständige Schuldner darin schmoren lassen - bis zu drei Monaten bei Summen unter 500 Dollar, sechs Monate bei Schulden über 500 Dollar. Eddington, den seine zweite Frau auslösen mußte, nannte den Schuldner-Schwitzkasten den »Alimenten-Klub": Viele Insassen sind Unterhalts-Sünder.
Nicht Not, sondern Rache veranlaßt die entheirateten Frauen, ihre Ehemaligen in den Bunker sperren zu lassen. Eddington verweist auf eine Umfrage unter 800 Frauen, deren nichtzahlende Ehemal-Männer gerade einsaßen, 32 Prozent gestanden freimütig, daß ihr Motiv Rache gewesen sei. Wie lange, wurden die Frauen gefragt, sollten die Männer sitzen. »Bis er verfault«, antwortete fast die Hälfte.
Selbst schuldig geschiedene Frauen können noch das große Los ziehen: Ein New Yorker ließ sich scheiden, weil ihm seine Frau eheliche Gunst nur bei besonderen Anlässen - zum Beispiel seinem Geburtstag - gewährte. Die Frau gab das vor Gericht zu; Alimente wurden ihr trotzdem zugesprochen.
Alimenten-Gegner Eddington*
Liebe nur an Feiertagen
* Mit einem Plakat, das die Abschaffung des Schuldner-Gefängnisses fordert.