Choe Ju Hwal
ist der bisher höchstrangige Militär, der sich aus dem stalinistischen Nordkorea in den kapitalistischen Süden absetzte. Von 1972 bis 1994 war Choe, 47, für die militärische Zusammenarbeit mit dem Ausland zuständig. Er diente als Militärattaché in der Tschechoslowakei, wo ihm erste Zweifel an der heimischen Propaganda vom »Paradies der Werktätigen« kamen. Bevor Nachstellungen des nordkoreanischen Geheimdienstes ihn zur Flucht bewogen, leitete der Oberst eine Handelsabteilung der Armee. Seit September vergangenen Jahres lebt Choe abgeschirmt in Seoul. Erstmals gab er jetzt einer westlichen Zeitschrift ein Interview. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Zahl der Nordkoreaner, denen es gelang, die letzte Front des Kalten Krieges zu überwinden, sprunghaft gestiegen, allein in den letzten beiden Jahren kamen mehr als 90 Flüchtlinge aus dem völlig verarmten, von Hungersnot bedrohten Norden. Von 1953, dem Ende des Koreakriegs, bis 1990 hatten nur 129 Nordkoreaner den Weg in den Süden geschafft. Rund eine halbe Million Mark ließ sich Seoul jahrzehntelang jeden Überläufer kosten; seit 1993 erhalten sie nur noch 30 000 Mark plus Geld für eine Wohnung. Obwohl die Regierung auf Einstellung der Flüchtlinge drängt, beschäftigen südkoreanische Unternehmer die Männer aus Kim Jong Ils Reich nur ungern. Sie gelten als rückständig und wenig innovativ. Als Vorboten eines drohenden Massenexodus nach einem möglichen Zusammenbruch des Nordens stoßen sie auf immer mehr Ablehnung.