TALK »Da ist viel Frustration«
SPIEGEL: Herr Beckmann, was für einen Eindruck hatten Sie von Frau Osthoff?
Beckmann: Dass sie noch unter dem Schock der Geiselnahme und den anschließenden Medienberichten steht. Einige Leute haben viel zu schnell Vorurteile auf Frau Osthoff projiziert, ohne sie näher zu kennen. Nur weil sie einen anderen Lebensentwurf lebt, ist sie nicht wirr und irr.
SPIEGEL: Trotzdem behauptete sie, sie sei nicht dazu gekommen, die Burka vor dem ZDF-Interview abzunehmen. Ihre Gesprächspartnerin Frau Slomka sieht das anders.
Beckmann: Sicher, da bleibt Widersprüchliches zurück. Laut Marietta Slomka war die Situation völlig stressfrei. Frau Osthoff will hingegen ohne jedes Vorgespräch vor laufende Kameras gezerrt worden sein.
SPIEGEL: Worauf haben Sie bei Ihrem Gespräch besonders geachtet?
Beckmann: Der Zuschauer sollte eine Chance haben, Frau Osthoffs Gedankenwelt zu verstehen. Nicht ganz einfach: Ihr Intellekt entwickelt so viele Gedanken, dass sie mit ihren Worten manchmal gar nicht hinterherkommt.
SPIEGEL: Gab es Momente, in denen das Interview in eine unangenehme Richtung kippte?
Beckmann: Da ist viel Frustration und Energie in Frau Osthoff. Während einer Pause kam ihre Tochter ins Studio und sagte: »Mama, sei nicht so aggressiv, nicht alle Deutschen sind schlecht und böse.« Meistens hören Mütter ja auf ihre Töchter.
SPIEGEL: Hatten Sie mit den gezielten Nachfragen zu Frau Osthoffs zuvor bekannt gewordener Verbindung zum BND keine Skrupel, sie zu gefährden?
Beckmann: Die Meldung war schon in allen Zeitungen - und dadurch war auch die Gefährdung längst gegeben. Als Moderator muss man dann auf so etwas eingehen und nachfragen.
SPIEGEL: Glauben Sie, sie hat für den BND gearbeitet?
Beckmann: Das würde mich wundern. Klar wird sie ein paar BND-Mitarbeiter kennen. Das ist ganz normal, in Kriegsgebieten ist man froh über jede Unterstützung von Landsleuten.
SPIEGEL: Antje Vollmer vom Bündnis 90/Die Grünen bezeichnete Sie als »schmierig, kalt berechnend«.
Beckmann: Ich habe es ehrlich gesagt mit etwas Erstaunen gelesen. Frau Vollmer nimmt da eine Wirklichkeit wahr, die so weder bei den Zuschauern noch in den Feuilletons angekommen ist.