Dänen entschuldigen sich für die eigene Regierung und heißen Flüchtlinge willkommen
Dieser Beitrag wurde am 06.10.2015 auf bento.de veröffentlicht.
Mit dieser Anzeige in vier libanesischen Zeitungen hat sich die Organisation #peoplereachingout für die abschreckenden Maßnahmen des dänischen Staates gegenüber Flüchtlingen entschuldigt.
#peoplereachingout
Die Kampagne ist eine Reaktion auf eine Anzeige der dänischen Regierung. Die hatte zuvor selbst in diesen libanesischen Zeitungen über die neuen strikten Asylregelungen des dänischen Staates informiert, um potenzielle Flüchtlinge abzuschrecken.
Den Leuten von #peoplereachingout stank das so gewaltig, dass sie Geld für eine Replik sammelten. Mehr als 22.000 Euro kamen nach Angaben der Organisation innerhalb von drei Tagen zusammen. Am Freitag wurden die Anzeigen dann gedruckt.
In einer Presseerklärung schreibt #peoplereachingout: "We feel that the official advertising campaign doesn’t represent the Danish tradition of humanity. In placing this advert we just hope to reach out, as global citizens, from human being to fellow human being."
Was in der Anzeige der dänischen Regierung stand
Das klare Ziel: Abschreckung. Weniger Menschen sollen Dänemark als Zufluchtsort wählen.
Ein paar Kostproben:
- Die Sozialleistungen für Asylbewerber seien gerade um bis zu 50 Prozent gekürzt worden.
- Ausländern sei es frühestens nach fünf Jahren möglich, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Bis dahin müssten sie mit dem Risiko leben, dass ihnen ihre Aufenthaltsgenehmigung entzogen wird.
- Es gebe spezielle Rückkehrzentren, damit abgelehnte Asylbewerber Dänemark so schnell wie möglich verlassen.
Dänemark hat seine Asylpolitik nach dem Rechtsruck bei den Wahlen im Juli verschärft. Trotz der Kürzungen der Leistungen für Asylbewerber bekommt ein alleinstehender Flüchtling in Dänemark immer noch rund 800 Euro, so viel wie ein dänischer Student.
Eine Mehrheit der dänischen Bevölkerung will mehr Flüchtlinge aufnehmen. Zurzeit überprüft der Ombudsmann des dänischen Parlaments, ob die Anzeige der Regierung irreführend ist.
Auch Ungarn will mit Anzeigen abschrecken
Dänemark ist nicht das einzige europäische Land, das mit Zeitungsanzeigen Flüchtlinge abschrecken möchte. Auch die ungarische Regierung hat in libanesischen Zeitungen Anzeigen nach dem dänischen Vorbild geschaltet. Darin heißt es unter anderem: "Hört nicht auf die Schlepper. Ungarn lässt es nicht zu, dass illegale Immigranten über die Grenze kommen." Zuvor hatten auch Österreich, Deutschland, die Schweiz und Großbritannien ähnliche Maßnahmen ergriffen.