Dann streikten sie gegen den Streik
Augenzwinkern (s. Titelbild)
Am 145. Tage nach dem Tage X soll der Mann, den die sozialistische und gewerkschaftliche Terminologie einen Werktätigen nennt, feiern. Vier bis fünf Millionen bizonale Tagewerke sollen ungetan bleiben, damit es die Direktoren der Frankfurter Wirtschaftsverwaltung erfahren: Der Werktätige sei nicht damit zufrieden, daß er einen Wochenlohn für ein Paar Schuhe anlegen muß. Für ein Paar Schuhe, das ihn vor 146 Tagen zehn Wochenlöhne kostete - es sei denn, er hätte sich mit dem einen Paar begnügt, das nach dem damaligen Verteilungsstand alle 46 Jahre regulär auf ihn entfallen wäre und einen halben Wochenlohn gekostet hätte.
Der Werktätige, das haben die Gewerkschaften beschlossen, soll am 145. Tage auf die Straße. »Die Ortsverwaltungen haben sofort zusammenzutreten und zu dieser Meldung Stellung zu nehmen. Die Ortsverwaltungen haben ihre Bezirksleitungen umgehend telegrafisch zu benachrichtigen, daß sie bereit sind, dem Ruf des Bundes Folge zu leisten. Die Bezirksleitungen werden von uns umgehend informiert werden« (Aus einem Rundschreiben 285/48 vom 5. November des Hauptvorstandes der Gewerkschaft Oeffentliche Dienste, Transport und Verkehr).
Zehn zu fünf standen sich die Herren von Gewerkschafts- und Verwaltungsspitze am Freitagabend in Frankfurt gegenüber. Steifes shake hands der Delegationsführer (Gewerkschafts-Böckler und Verwaltungs-Pünder). Dann kleidete Bizonen-Gewerkschaftssekretär Ludwig Rosenberg ("Es ist höchste Zeit, daß wir den Schneeball abfangen, bevor er zur Lawine wird") in zehn Punkte, was inzwischen auf Flugblättern als gewerkschaftlicher Wille proklamiert wurde.
{[]} Ein deklamatorischer Punkt: Verkündung des wirtschaftlichen Notstandes.
{[]} Drei politische Punkte: Sozialisierung und Demokratisierung der Wirtschaft mit Gewerkschaftsbeteiligung (die Alliierten warnten vor einem Streik aus politischen Gründen; die CDU nannte politische Streikgründe »unglücklich").
{[]} Sieben Punkte mit Gewerkschaftsforderungen für die Verwaltungspolitik des Wirtschaftsrates: Scharfe Preiskontrolle und wirksame Bekämpfung von Hortung und Wucher (Pünder: auf keinen Fall mit Polizeigewalt). Beschleunigung des Jedermann-Programms (Wirtschaftsdirektor Ludwig Erhard ist seit langem dabei, mit allem Nachdruck zu beschleunigen). Neuordnung der Steuererfassung (Finanzdirektor Hartmann mobilisiert bereits ein Heer von Steuerprüfern, glaubt aber nicht an Steuerehrlichkeit, solange die durch Besatzungskosten belasteten Staatshaushalte Steuern in der gegenwärtigen anormalen Höhe bedingen.) Belastung von Sachwertbesitz, Währungs- und Hortungsgewinnen zugunsten eines sozialen Ausgleichs. (Um diese Forderungen wird bei den Debatten um den Lastenausgleich in Frankfurt seit langem gekämpft.) Volle Erfassung und Bewirtschaftung im Ernährungssektor). Dazu schwieg Ernährungsdirektor Schlange, der diese Politik ohnehin vertritt). Planung und Lenkung im gewerblichen und industriellen Sektor. (Wirtschaftkdirektor Erhard sieht bei Wiedereinführung der Planwirtschaft die Produktion in schwarzen Kanälen verschwinden.)
Die Gewerkschaften sagen: »Arbeiter, Angestellte und Beamte sind nicht mehr in der Lage, sich das Notwendigste für den Lebensunterhalt kaufen zu können« (Rundschreiben Nr. 285/48). Ludwig Erhard sagt: »Arbeiter, Angestellte und Beamte sind noch nicht in der Lage ...«
»Ich bin gegen die Forderungen der Gewerkschaften, weil ich keine Maßnahme billige, die dazu führt, Ware vom Markt verschwinden zu lassen, denn dann wären nicht die Geschäftsleute, sondern die Arbeiter die Dummen. Wenn die Arbeiter vernünftig wären, dann streikten sie gegen den Streik.«
Das Steigen der Preise, glaubt Ludwig Erhard, sei nicht auf fehlerhafte Wirtschaftspolitik zurückzuführen, sondern auf die Mängel der Währungsreform, die eine viel zu hohe Kaufkraft geschaffen habe. Durch freie Preisbildung müsse das hohe Geldvolumen an die geringe Produktionskapazität der kriegszertrümmerten Wirtschaft angeglichen werden. (Daß die Lebenshaltungskosten seit 1938 um 40 Prozent stiegen und das allgemeine Lebensniveau der deutschen Familie entsprechend sank, ist eine Kriegsfolge, an der weder Ludwig Ehrhard noch die Gewerkschaften etwas ändern können.)
Es gehört zum Programm von Ludwig Erhards »sozialverpflichteter Marktwirtschaft«, das Lohn- und Preisverhältnis zugunsten des Arbeiters zu verschieben, wenn die Balance zwischen Angebot und Nachfrage durch das »Auspendeln der Preise« hergestellt ist.
Mut. Auf den Gewerkschaftsplakaten heißt es indessen, die Geduld der Werktätigen sei jetzt ausgependelt. Bei der Uebergabe der zehn Gewerkschaftspunkte war vom Streik noch nicht die Rede. Doch schon am Montag lagen im Zentralbüro der obersten Frankfurter Gewerkschaftssekretäre Ludwig Rosenberg und Fritz Tarnow ein paar 100000 Flugblätter mit dem Aufruf zur Demonstration des 10punktigen gewerkschaftlichen Willens bereit.
Die Spitzen der Gewerkschafts-Hierarchie flogen von Frankfurt und Düsseldorf zum Tee beim britischen Militär-Gouverneur Sir Brian Robertson nach Melle. Es gelang den Luftreisenden, die Bedenken der Generäle Clay und Robertson über den erstreikten Produktionsausfall abzuschwächen. Wenn auch alliiertes Bedauern blieb, daß kein anderer Weg gefunden worden sei. (Die angelsächsischen Steuerzahler, die sich den westdeutschen Produktionsaufschwung etwas kosten lassen, hören nicht gerne von Produktionsausfall durch Streiks.)
Man möge sich nach dem Streik öfter treffen, um sich besser zu informieren, bedeutete Clay den Frankfurter Gewerkschafts-Deutschen auf dem gemeinsamen Rückflug in seiner Privatmaschine.
In der Gewerkschaftsburg der Düsseldorfer Stromstraße herrschte derweilen große Aufregung, weil angeblich Robertsons Maschine, die den obersten Bizonen-Gewerkschaftler Böckler heimtransportierte, vermißt war. Wegen schlechten Wetters konnte das Briten-Flugzeug nicht in Düsseldorf-Lohausen landen, und Böckler mußte sich nach Köln-Wahn schaukeln lassen.
Nach PKW-Ankunft in Düsseldorf erklärte er vollständige gewerkschaftliche Einigkeit über die Aktionsmaßnahmen. Der Beschluß zum Generalstreik war bereits am 24. Oktober in Münster vom Bundesvorstand gefaßt worden. Am 7. November wurde er vom Gewerkschaftsrat der Trizone in Frankfurt bestätigt, nachdem der Bundesbeirat mit den Vorständen aller Industrie-Gewerkschaften seinen Segen gegeben hatte. Der sogenannte Werktätige, der sonst über Streiks urabstimmt, war nicht gefragt worden. Die CDU-Gewerkschaftler rückten deutlich ab und orakeln gewerkschaftliche Spaltungsgefahr (wieder christliche Verbände). Die Frankfurter Politik wird schließlich von CDU-Direktoren gemacht.
»Mut zur Verantwortung, die Menschen aus ihrem Dämmerzustand zu reißen«, nennt Ludwig Rosenberg, leitender Sekretär des Zweizonen-Gewerkschaftsrats, den Streikbeschluß. (Er schrieb die Broschüre »Vom Wirtschaftsuntertan zum Wirtschaftsbürger«.) Sein literarischer Zwillingsbruder im Sekretariat, Fritz Tarnow (Autor von »Warum arm sein?"), sagt: »Die arbeitende Masse wird sich Erhards Kurs kaum länger gefallen lassen.
Dieser Erhard will die Diskrepanz zwischen Einkommen und Auskommen im Haushalt der deutschen Verbraucher-Familie mit einem Programm aufheben, das in einem freiwirtschaftlichen Gehirn geboren ist. Nicht in einem sozialistischplanwirtschaftlichen. Er fordert dabei die Einsicht, daß unter Auskommen der Lebensstandard verstanden werden muß, den die kriegsbedingten hohen Lebenshaltungskosten diktierten.
Schusterphilosophie. Durch echten Wettbewerb auf der Produzentenseite und hohen Ausstoß von Gebrauchsgütern (Jedermann-Programm) sollen Produzenten und Händler in die Notwendigkeit gedrängt werden, sich gegenseitig zu unterbieten, um abzusetzen. Die Vokabel »Wucher« und das gewinnsüchtige Augenzwinkern von Laden zu Laden kennt auch der freiwirtschaftliche Ludwig Erhard - jenes Jahrhunderte alte kommerzielle Augenzwinkern von Laden zu Laden, für das es im niedersächsischen Industrieort Peine eine Parabel gibt, die charmant erfunden klingt und doch auf Wahrheit beruht.
Wenn vor 60 oder 70 Jahren auf dem Schuhmarkt der Schuhmacherstadt Peine ein Käufer auf ein Paar Stiefel scharf war und den Preis herunterhandeln wollte, blieben die Schuster fest. Ging der Käufer zum Nachbarstand weiter, wanderten die Schuhe schneller als er selbst zur nächsten Bude und hingen immer dort, wo der Kunde hinkam. Bis er die Stiefel dann doch, manchmal sogar zu höherem Preis als beim ersten Stand, über die Schulter hängte. Den Verdienst teilten sich die Peiner Schuhmacher brüderlich.
Leben und leben lassen. Heute lebt Peine nicht mehr von Schuhen, sondern vom Walzwerk. Die Walzwerkarbeiter fragen nicht nach Produktionsschwund und gestiegenem Lebenshaltungsindex. Sie wollen leben und leben lassen, wie sie es mit Hitlers fiktiver Mark getan haben, deren Konkurs Ludwig Erhard heute verwalten muß. Und sie schieben die Schuld für alles Böse auf das kommerzielle Augenzwinkern.
Wie ein Arbeiter vor 20 und 30 Jahren lebte, das ist bei den Jungen längst vergessen. Wenn Siegrid Rössel im Hinterhof des Kohlenhändlers Preuß am Peiner Damm über das Haushaltsgeld abrechnet, das ihr Walzwerkkranführer Herbert Rössel gibt, dann schreibt sie auf: »Ein Brot 80 Pfennige«. In Wirklichkeit hat das Brot nur 72 Pfennig gekostet. Die 8 Pfennig vom Brot, 2 Pfennig vom Salz, 11 Pfennig vom Fleisch kommen in Siegrids Zigarettenkasse. Rauchen muß sie.
Herbert Rössel bringt mit seinen 23 Jahren vom Walzwerkskran 170 DM nach Hause. 100 DM bekommt Siegrid. Was sie auf Karten bekommt kostet 40 DM. Theoretisch müßten 100 DM also reichen. Denn Miete, Lebensversicherung und zum Teil auch Holz und Kohlen zahlt Herbert von seinen 70 DM. Dann hat er noch 20 für Zigaretten und Süßigkeiten. Bonbons essen muß er.
Siegrid Rössel zittert, wenn sie in ihrer charmant großzügig aufgeräumten Wirtschaft die retuschierten Preise zusammenrechnet. Sie zittert nicht wegen irgendwelcher Gewissensbisse - die hat ein Mädchen, das mit 17 Jahren das erstemal acht Wochen verheiratet war und sich zwischendurch mit einem holländischen Arzt verlobte, ohnehin nicht mehr. Sie zittert, weil es kalt ist. Denn es sind keine Kohlen da, weil bei Herberts 23. Geburtstagsfeier das letzte Geld draufgegangen ist. Bei solchen Gelegenheiten lassen die beiden Rössels Fünfe gerade sein. Siegrid kann dann nicht streiken. Sie erinnert sich an Feste zu den Zeiten, als der Rübenschnaps noch schwarz gebrannt wurde.
Da reicht es dann nicht zu Kohlen, und es reicht auch nicht zu dem Fahrad und zu den Schuhen, die Herbert braucht.
Siegrid und Herbert Rössel geben allerdings zu, daß sie schon fast ein Fahrad zusammen hätten, wenn sie eine zeitlang keine Bonbons essen, nicht soviel rauchen und vielleicht hier und da für andere Leute nebenbei arbeiten würden. »Man ist zu verwöhnt«, gesteht Herbert, »und hat doch so etwas von der Erziehung zum Herrenmenschen in sich zurückbehalten.«
Rössels haben in den Nachkriegsjahren ohne viel Arbeit ganz gut gelebt. »Ich brauchte heute 300 DM, um auskommen zu können«, sagt Herbert. Als er Siegrid heiratete ("Damals glaubte er, er könne ohne mich nicht leben"), lebte er vom Schwarzhandel. Wegen des Splitters im rechten Kniegelenk habe er keine andere Arbeit gefunden. Zwei Monate im Peiner Gefängnis liefen auf »Besitz alliierten Eigentums«.
Siegrid kochte damals kaum selbst. Die beiden gingen in Lokalen essen.
Erst als im Frühjahr 1948 immer öfter von der Währungsreform erzählt wurde, interessierte sich Herbert Rössel für die Nöte der deutschen Produktionswirtschaft und stieg auf den Walzwerkskran. Seinen Anzug hat er sich in der Zeit zwischen Kapitulation und X-Tag anschaffen können. Seitdem hat es nur zu ein paar Schuhen für Siegrid gereicht, als er seine Lohnerhöhung rückwirkend in D-Mark ausgezahlt bekam.
Auch Herbert Rössel macht sich zuweilen Gedanken über die Diskrepanz zwischen Einkommen und Auskommen. »Durch einen Streik geht es auf gar keinen Fall«, sagt er. Er braucht jeden Pfennig Verdienst und die Gewerkschaften zahlen keine Streikgelder. »Wir müssen von unserer großzügigen Lebensart abkommen, wenn wir es zu was bringen wollen.«
Wenn es in Peine noch Gartenland zu pachten gäbe, würde Herbert Rössel sich ein Stück nehmen. Aber es ist alles längst vergeben, und auch die Werkswohnungen sind alle besetzt. Deswegen sitzen Rössels in den Büdchen, das Siegrid mit eigenen Vorstellungen über die Grenzen zwischen Pedanterie und Ordnung verwaltet.
Eine Werkswohnung hat auch Emma Bierschwale nie gehabt, die alte Werkarbeiterfrau, die mit Herbert Rössel zweimal um die Ecke verwandt ist. Aber sie hat ihre drei Räume so verwaltet, daß die Bourgeois-Frauen aus den drei tieferen Stockwerken immer hätten hineinschauen dürfen. Ueber die Lebensansprüche so junger Leute wie der Rössels schüttelt Emma Bierschwale den Kopf. Karl Bierschwale hatte als Pfannenmaurer seine 120 oder 140 Mark im Monat und die gab er zu Hause ab. Fünf Mark bekam er alle 14 Tage als Taschengeld heraus.
Dem Pfennig nachlaufen. Emma Bierschwale ging, als sie so alt war wie Siegrid Rössel, bei anderen Leuten nähen. Für eine Mark pro Tag. Siegrid Rössel sagt, erstens könne sie nicht nähen, zweitens wolle sie es auch nicht.
Während ihres Verlöbnisses haben sich Karl und Emma Bierschwale ihr ganzes Mobiliar gekauft. Rössels hätten nichts, wenn Siegrid nicht ein paar Sachen von ihrer Mutter - sie hatte ein inzwischen pleite gegangenes Friseurgeschäft - bekommen hätte.
Bierschwales haben jedes Jahr zwei Schweine gefüttert. Eins wurde verkauft und eins geschlachtet. Das Geld reichte dann für ein Radio (in den zwanziger Jahren schon), für ein Motorrad und für einen blauen Wellensittich, der nach Feierabend mit einem Fingerhut im Schnabel auf dem Tisch tanzen mußte. Abends legte Karl Bierschwale seine Füße in Emmas Schoß, klopfte den Takt zur Radiomusik, las im »Metallarbeiter«, lehrte den Wellensittich »Peter« sagen, und schimpfte zuweilen auf die oberen Zehntausend. Emma Bierschwale stopfte.
Kino kam nicht in Frage, einmal im Jahr war Schützenfest, einmal im Jahr »Vergnügen« von der »Bildung« (Arbeiter-Bildungs-Verein). Und wenn Karl Geburtstag hatte, gab es Butterkuchen. Dafür war immer ein Liter Schnaps im Hause, das war Ehrensache bei Emma.
»Wir sind immer ausgekommen«, sagt sie, »unter dem Kaiser und auch nach dem Kriege«. Für Streik war Karl Bierschwale nicht zu haben. Wenn er morgens von der Nachtschicht kam, ging er mit Emma Diesteln lesen für die Schweine.
Daß das Pfennigfuchsen ein Fluch der kapitalistischen Klassendiktatur sei, war Karl Bierschwales Theorie aus dem »Metallarbeiter«. Daß es wirklich nur reichte, wenn man dem Pfennig nachlief, bis zum Konsum nötigenfalls, wo alles einen Pfennig billiger war, das war Emma Bierschwales Praxis. Unter dem Kaiser und nach dem Krieg. Wenn Emma Bierschwale Zigaretten geraucht hätte, wäre die Miete am Ersten nicht dagewesen. Und nur, weil sie nie einen Seidenstrumpf angehabt hat, hat sie auch nicht im November mit bloßen Beinen gehen müssen wie Siegrid Rössel.
Traurig, aber wahr. Während Siegrid Rössel am Dienstag zu Hause fror, Herbert den Kran durch die Walzwerkshalle schwenkte und Emma Bierschwale bei ihrer Enkelin Hannelore Rössel, Herberts Schwägerin, nach dem Kinde sah, stand Willi Althoff in seinem Dienstzimmer und bürstete ein Paar Stiefel ab. Willi Althoff ist »Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall für den Kreis Peine« - einer von den vielen Gewerkschaftsfunktionären, die den Arbeitern (den Rössels wie den Bierschwales) klarmachen müssen, warum es nützlich ist, einen Tag Lohnausfall zu erstreiken.
»Es ist schon richtig, daß die Arbeiter, wenn man sie einzeln fragt, gegen den Streik sind«, doziert er. »Aber wenn ein Gewerkschaftsfunktionär ein Referat über die Streikgründe gehalten hat, sind in der Urabstimmung die meisten dafür.« Es müsse den Kollegen nur richtig klargemacht werden, was die Gewerkschaft eigentlich wolle. »Traurig, aber wahr: Selbst einer meiner aktivsten Funktionäre hatte gestern noch keine Ahnung, was die 10 Punkte der Gewerkschaft eigentlich fordern.«
[Grafiktext]
PREIS 1938 | MAI 1948 | 1.10.48 | 1.11.48 | |
HERRENSCHUHE | 14,50 | 24,50 | 38,50 | 40,50 |
Straßenanzug | 58, - | 98, - | 170, - | 170, - |
OBERHEMD | 9, - | 13, - | 25, - | 22, - |
Arbeitschemd | 3,50 | 8, - | 13, - | 13, - |
FAHRRAD | 80, - | 160, - | 180, - | 180, - |
RUNDFUNK-GERÄT | 225, - | 475, - | 475, - | 475, - |
Kleiderschrank | 95, - | 190, - | 220, - | 245, - |
ZINKWANNE | 5,80 | 15,50 | 11,50 | 11,50 |
[GrafiktextEnde]