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Briefe

Das eigene Nest
aus DER SPIEGEL 14/1964

Das eigene Nest

Aus einem von der CSU verfertigten unvollstandigen Wortprotokoll« über die Vilshofener Aschermittwochsrede des CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß:

Man soll auch nicht sagen, meine lieben Freunde, daß der Untergang der europäischen Staatenwelt mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges eingeleitet worden ist. Denn die Weichen sind zum-Ersten Weltkrieg schon lange vor 1914 gestellt worden. Die Weichenstellung war auch nicht absichtlich, vielleicht wie bei Hitler, der den kleinen Krieg, einer nach dem anderen, wollte, er wollte vielleicht nicht den Weltkrieg, der ihn umbringt, aber den kleinen Krieg, nur zuerst Polen und dann einen weiteren und einen weiteren. Damals (1914 - Red.) wurde der Krieg nicht bewußt vorbereitet, alle Beteiligten schlitterten hinein, taumelten hinein blind, wir brauchen uns auch heute nicht hehr mit dem Argument auseinanderzusetzen, etwa, daß Deutschland den Ersten Weltkrieg verschuldet habe. Beim Zweiten Weltkrieg mögen die Dinge anders liegen, aber beim Ersten Weltkrieg hat die Geschichte, die Geschichtsforschung, das längst widerlegt. Man soll auch nicht sagen, daß die Deutschen etwa dazu verurteilt oder dazu verdammt seien, nun immer eine Gefahr darzustellen, den Krieg zu wollen, die Nachbarn zu unterdrücken, ein chaotisches Volk zu sein, wo das faustische Können sich sozusagen nur für negative Zwecke ausgewirkt habe. Wir sollen auch unser eigenes Nest nicht so beschmutzen, daß wir damit die Ansätze für die Zukunft verlieren.

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