Hausmitteilung Datum: 14. Januar 1985 China
Seit November ist Stefan Simons, 33, neuer SPIEGEL-Korrespondent in Peking. Das erste Mal war er 1976 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in die chinesische Hauptstadt gekommen - zwei Tage nach Maos Tod; vom Flughafen ging es gleich zum Totengedenken in die »Große Halle des Volkes«, vier Wochen später durfte er mit einer Million Chinesen auf dem »Platz des himmlischen Friedens« den Sturz der »Viererbande« feiern. Simons hat in Freiburg und Hamburg, auf Taiwan und in Peking Chinesisch gelernt und Sinologie sowie Geschichte studiert. Seine Doktorarbeit schrieb er über »Die Bewertung des (Kaisers) Shih Huang Ti in der Geschichtsschreibung der Volksrepublik China«. Bevor er zum SPIEGEL kam, war er bei der »Frankfurter Rundschau«. In Wuhan entdeckte Simons jetzt ein verblüffendes Beispiel des neuen chinesischen Wirtschaftskurses: Er traf dort den Ingenieur Werner Gerich aus Bretten bei Karlsruhe, dem als erstem Ausländer die Leitung eines chinesischen Industriebetriebs übertragen wurde. Als »Direktor Ge Lixi« geht der Deutsche mit Erfolg gegen Pfusch und Schlendrian in der staatlichen Dieselmotorenfabrik an - und gewinnt damit auch noch die Sympathien der Arbeiter ("Zeit ist Geld«, Seite 104).