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Hausmitteilung Datum: 29. März 1971 BND-Serie

aus DER SPIEGEL 14/1971

»Eine zweite SPIEGEL-Affäre wird es nicht geben. Jedenfalls wird sie nicht durch die neueste Serie des Hamburger Magazins »Pullach intern' ausgelöst werden. Mag auch in Karlsruhe eine Anzeige eingegangen sein, gegen den SPIEGEL zu ermitteln, und mag der

ZDF-Moderator Löwenthal auch mit belegter Stimme Abgründe von Verrat konstatieren ...« ("Zeit«, 26. März). »Was das enfant terrible der Bonner Links-Regierung (,Ehmke) mit dem BND angestellt hat, ist inzwischen durch Enthüllungen des Augstein-Magazins aus Hamburg allgemein bekannt« ("Bayernkurier«, 27. März). »Generalbundesanwalt Ludwig Martin, oberster Ankläger der Bundesrepublik Deutschland, hat trotz einiger siegloser Gefechte das Kämpfen nicht verlernt ... Martin und seine SPIEGEL-erfahrenen Beamten prüfen, ob die am 8. März begonnene und noch nicht abgeschlossene Serie des Hamburger Nachrichtenmagazins »Pullach intern« Hinweise auf eine strafbare Handlung enthält« ("Frankfurter Rundschau«, 25. März).

»Der Generalbundesanwalt erklärte, er habe sich seit Mitte Februar 1971 zur Kur in Hindelang aufgehalten

und weder mit Präsident Gerhard Wessel noch mit anderen Spitzenbeamten des BND über die SPIEGEL-Folgen mündlich oder fernmündlich konferiert« (dpa, 24. März). »Zuvor ein Wort über ein Thema, das wir heute abend nicht behandeln werden, das wir nicht behandeln können, von dem wir uns vorgenommen hatten, dass wir es wieder auf greifen wollen, wir müssen das auf später verschieben ... Lassen Sie mich also nur das Zitat aus einer Schweizer Zeitung Ihnen bringen, sozusagen kommentarlos wiedergeben, aber als eine Stimme aus dem Ausland eben, die wir vielleicht hier doch besonders ernst nehmen sollten. Die Basler »Nationalzeitung« schreibt: »Wenn die Regierung dem entstandenen Eindruck, dass der BND durchlässig ist, nicht entgegentritt, dann kann sie sich das Geld für diesen Dienst bald sparen. Die Bonner Regierung scheint aber noch nicht zu wissen, wie gross der Ärger ist, den der SPIEGEL ihr und dem BND noch bereiten wird"« (Gerhard Löwenthal im ZDF-Magazin, 24. März).

»So hatte Ehmke auf den ersten Blick allen Grund zu dem überraschten Ausruf, diesmal seien Strauss und der

SPIEGEL Arm in Arm zu sehen« ("Weltwoche«, 26. März). »Ausserhalb von Bonn ist vor drei Tagen der Chefredakteur des SPIEGEL, Günter Gaus, mit Bundesminister Ehmke zusammengetroffen. An der Unterredung nahm

vermutlich auch ein BND-Mitarbeiter teil. In der Hamburger Redaktion soll der SPIEGEL Quellen-Materialien und Manuskripte seiner Serie aus dem Hause verlagert haben, um sie vor einem möglichen Zugriff des Generalbundesanwalts zu sichern. Die Opposition in Bonn geht bei ihren Fragen an die Regierung offensichtlich von dem Verdacht aus, dass der Minister im Kanzleramt möglicherweise mit Hilfe des SPIEGEL den Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Wessel, ablösen will, obwohl Minister Ehmke selbst in die Schusslinie des SPIEGEL geraten ist« ("Welt«, 26. März). Stichproben aus inzwischen fast tausend Meldungen zur SPIEGEL-Serie. Die Spekulationen halten Spiralenkurs: der SPIEGEL, das Regierungsblatt, Arm in Arm mit Strauss, kämpft gegen Ehmke, um mit Ehmke den BND-Chef Wessel abzuschiessen. Wer möchte, wer könnte das dementieren?

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