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Hausmitteilung Datum: 5. August 1968 Wachsmuth

aus DER SPIEGEL 32/1968

Der Joseph-E.-Drexel-Preis, der zu Ehren des Verlegers der »Nürnberger Nachrichten« vor einem Dutzend Jahren gestiftet wurde, um »hervorragende Arbeiten auf dem Gebiete des Pressewesens im weitesten Sinne auszuzeichnen«, ist in diesem Jahr Eberhard Wachsmuth zugesprochen worden, wegen- so der wohlgemeinte Text der Urkunde -- »der aussergewöhnlich wirkungsvollen Gestaltung der Titelbilder des SPIEGEL«. Wachsmuth hört"s gern. Es ist wahr: Jede Woche das dominierende Thema des Heftes zu einem Bild zu verdichten, zu einem graphischen Signal, das in Sekunden informieren will -- das ist eine, ist seine Mühe. Aus Wachsmuths Werkstatt kommen in manchen Wochen bis zu zehn, zwölf Entwürfe, auch solche darunter, bei denen der Graphiker, der

Maler die Oberhand behalten hat, Montagen aus Buchstaben und Köpfen, Sartres Silhouette, halb mit einer Revolutionsszene gefüllt, im Nebel verdammernde Wappentiere, autoritätsgrelle Dienstsiegel, Symbolketten und Collagen. So zeichnet und schneidert Wachsmuth, 48 -- er hat als Maler angefangen und wurde kurz nach Kriegsende vom »Daily Telegraph« für eine Churchill-Vignette gelobt, die heute wie ein vorweggenommenes Selbstporträt wirkt -, so klebt und flickt und montiert Wachsmuth Woche um Woche in seinem Atelier aus den Versatzstücken des Zeitgeistes die SPIEGEL-Titel zusammen und betrachtet diesen Platz derweil wohl schon als eine Familiendomäne. Seine jüngste Tochter, Franziska, durchaus bürgerlich auf der Welt, strampelte auf einer Decke aus Paragraphen für den SPIEGEL-Titel »Das uneheliche Kind«.

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