Hausmitteilung Datum: 6. März 1978 Streik, Manifest
Zweimal binnen dreissig Jahren ist der SPIEGEL nicht erschienen. Beim erstenmal, 1948, hatten die Holländer wegen einer Titelgeschichte über
Juliana bei der englischen Regierung eine Sperre erwirkt, die auf zwei Wochen verhängt, dann aber nach einer Woche wieder erlassen wurde. Beim zweitenmal war die Ursache der Drucker-Streik
vom Mai 1976 -- ein Heft mußte ausfallen. Im Mai 1948 erschien der SPIEGEL ohne Titelseite, weil die Brotrationen in Niedersachsen gekürzt worden waren; im Mai 1976 sahen zwei Hefte anders aus als gewohnt; sie waren zum grössten Teil statt auf den herkömmlichen Setzmaschinen mit Composern für den Satz zubereitet worden. Um die neue Technik, die unfehlbar in absehbarer Zukunft von den meisten Druckereiunternehmen eingeführt werden wird, geht es nun beim gegenwärtigen Streit und Streik in der Druck-Industrie, von dem auch der SPIEGEL betroffen ist, obwohl er über keine eigene Setzerei und Druckerei verfügt. Ein Teil dieses Heftes ist nach herkömmlichem Verfahren gesetzt, ein Teil notgedrungen nach dem der Zukunft -- in Eile improvisiert freilich und also ohne jene Perfektion, die von den neuen Techniken erreicht werden wird. Die Seiten 115 bis 130 müssen ausfallen.
Sicherlich hat kein anderer Text in den vergangenen Monaten so viel Aufsehen gemacht und so viel an Diskussion provoziert wie jenes Manifest des »Bundes Demokratischer Kommunisten« in der Deutschen Demokratischen Republik, das der SPIEGEL in den beiden ersten Ausgaben dieses Jahres veröffentlicht hat (1 und 2/1978). Von dieser Woche an ist der Text auch im Buchhandel: »DDR -- Das Manifest der Opposition«. Der Band enthält ausserdem Analysen, Stellungnahmen der Bundesregierung, der Parteien und die Behandlung des Themas im Bundestag, Experten-Urteile und Kommentare (Goldmann Verlag, München; 272 Seiten; 5,80 Mark).