Hausmitteilung Datum: 9. April 1979 Kernenergie
Auf meterlange Papierstreifen druckte der Computer im Kontrollraum des Kernkraftwerks von Harrisburg Fragezeichen. Sie sind in seiner Sprache Signale dafür, dass nicht vorgesehene Messwerte im Kernkraftwerk erreicht wurden. Sie könnten ebensogut als Symbol gelten für die allzu selten sachlich geführte Diskussion, ob Kernenergie gebraucht wird, ob sie kontrollierbar ist oder eine Gefahr für die Menschheit einschliesslich aller künftigen Generationen.
Die eben noch mit ein wenig Glück, mit ein wenig Zufall vermiedene Strahlungskatastrophe in und um Harrisburg liefert die frischesten Argumente. Vier Redaktionsressorts des SPIEGEL -- Wissenschaft und Wirtschaft, Ausland und Bonn -- haben zusammengearbeitet, Ursachen, Verlauf, Folgen und Folgerungen aus Harrisburg auf zuzeichnen und zu diskutieren -- mit Innenminister Baum, mit dem amerikanischen Atomwissenschaftler Pollard. Dazu Reportagen vor Ort und Berichte über Konsequenzen für die Bonner Politik bis hin zu den anstehenden Wahlen in Schleswig-Holstein und über Reaktor-Unfälle im Ostblock. In vier Titelgeschichten hatte der SPIEGEL in den vergangenen vier Jahren Risiken und Möglichkeiten der Kernenergie beschrieben und eine Serie über Unfälle in amerikanischen Atom-Kraftwerken veröffentlicht. Das Thema behält seine ungeliebte Aktualität: »Alptraum Atomkraft« (Seiten 19 bis 52).